Wappen Freiburg-Landwasser

Das Wappen von Freiburg-Landwasser ist viergeteilt:

  • Landwasser LogoIm linken oberen und rechten unteren Feld ist das Georgskreuz der Stadt Freiburg plastisch abgebildet.
  • In den beiden anderen Feldern steht jeweils ein goldener Frosch auf blauem Grund als Hinweis auf die wasserreiche Lage des Stadtteils und seinen Namen.

Im Sommer 1973 hatte der Bürgerverein Landwasser die Ausschreibung eines Wettbewerbes für ein Stadtteil-Wappen, ein Landwasser-Wappen, gestartet. Alle waren aufgerufen, Vorschläge zur Gestaltung des Wappens einzureichen.

Die 35 eingereichten Vorschläge wurden vom Bürgerverein gesichtet und geprüft. Der eingereichte Entwurf von Dieter Brandstätter setzte sich durch, weil er in besonderer Weise den Charakter Landwassers zum Inhalt hatte.


Beitrag aus Festschrift “50 Jahre Freiburg-Landwasser” (2016)

Partnerschaft St. Claude


Freiburg-Landwasser und sein französischer Partnerstadtteil Besançon Saint-Claude

Internationale Partnerschaften zwischen Städten und Gemeinden sind heute keine Seltenheit, und wer schon mal den „Markt der Partnerstädte“ in Freiburg besucht hat, der kennt die Vielfalt der Freiburger „Zwillingsstädte“ in aller Welt, mit ihren unterschiedlichen Stadtbildern und kulturellen Angeboten.

Doch nach dem 2. Weltkrieg war die Versöhnung gerade mit unserem Nachbarland Frankreich, zunächst recht schwierig. Im Rahmen der deutsch-französischen Annäherung bemühte sich aber auch die Stadt Freiburg, damals Teil der französischen Besatzungszone, um Normalisierung der Verhältnisse und darüber hinaus: Dem Beispiel anderer Städte folgend, regte der damalige Oberbürgermeister Josef Brandel eine deutsch-französische Städte-Partnerschaft an, wobei die Wahl auf Besançon fiel; beides Universitätsstädte, die bereits im 15. Jahrhundert Kontakte pflegten.

Nach vielen Gesprächen kam es 1959 dann zur Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde für diese erste „Jumelage“ Freiburgs. 13 Jahre später, im Jahre 1972, folgte der Bürgerverein des damals noch neuen Stadtteils Landwasser der Initiative Freiburgs und bahnte Gespräche mit einem Stadtteil von Besançon an: „Clairs-Soleil“ war mit seinen Neubauten mit Landwasser vergleichbar, und es folgte sechs Jahre lang ein reger Austausch zwischen den Bürgern der beiden Stadtteile.

Als sich 1979 das dortige „Comité de Quartier“ auflöste, gelang ein Neuanfang mit dem Stadtteil „Saint-Claude“. Diese Verbindung erwies sich als erheblich dauerhafter und besteht in Landwassers Jubiläumsjahr nunmehr 37 Jahre: Bürgerinnen und Bürger dieser „Jumelage“ besuchen sich jährlich gegenseitig und lernen dabei die interessantesten Plätze der Partnerstädte und ihrer Umgebung kennen. Inzwischen haben sich viele persönliche Kontakte ergeben, und die Unterschiede der Sprachen verlieren sich bei den geselligen Treffen, den „Rencontres“, in einem oft herrlichen „Deutzösisch“ oder „Franceutsch“.

Die Herzlichkeit unter den Partnerschaftsteilnehmern lässt auf viele weitere gemeinsame Unternehmungen hoffen, die auch künftig stets in den Stadtteilnachrichten nachgelesen werden können.


Die Jubiläen während der deutsch-französischen Stadtteilpartnerschaft

Juni 1985 (15-jähriges Bestehen des „Comité de Quartier de Saint-Claude“):
Landwasser nimmt dort am Stadtteilfest teil und der Bürgerverein pflanzt vor dem „Blauen Haus“ eine Ulme. Unter den Wurzeln wird eine Flasche mit einer Urkunde vergraben.

Oktober 1989 (10-jähriges Jubiläum der Partnerschaft):
Bei einem Empfang im Rathaus von Besançon wird dem Bürgerverein eine große Messingglocke überreicht, mit der Inschrift „St. Claude – Landwasser 1989“.

Mai 1999 (20-jähriges Jubiläum der Partnerschaft):
Die Stadt Besançon bereitet den Partnern aus Saint-Claude und Landwasser einen Empfang im Rathaus. Bei der Besichtigung der Zitadelle stellt sich die gesamte Gruppe dem Fotografen. Als Gastgeschenk stellt der Bürgerverein eine Parkbank vor dem „Blauen Haus“ in Saint-Claude auf.

Mai/Oktober 2004 (25-jähriges Jubiläum der Partnerschaft):
Zu diesem Anlass fanden Empfänge in der Gerichtslaube in Freiburg und im Rathaus von Besançon statt. Alle Partner aus Saint-Claude erhielten zur Erinnerung ein Fläschchen Wein mit einem Spezialetikett. Die Teilnehmer aus Landwasser bekamen als Wegzehrung eine gut gefüllte Bonboniere aus Spanholz, ebenfalls mit entsprechender Beschriftung.

Mai 2009 (30-jähriges Jubiläum der Partnerschaft):
Dieser Geburtstag wurde in der Gerichtslaube in Freiburg gefeiert; mit musikalischer Umrahmung durch ein Ensemble des Kammerorchesters Landwasser. Dabei wurde eine Urkunde von Frau Stadträtin U. Kuri, Mme M. Ferrebeuf, Präsidentin des Comité de Quartier de Saint-Claude und D. Dormeier, stv. Vorsitzender des Bürgervereins Landwasser, unterzeichnet.

Im Jahre 2016, zum 50-jährigen Jubiläum Landwassers, besteht die Partnerschaft „Jumelage“ seit 37 Jahren. In dieser Zeit erfolgten insgesamt 65 Treffen, wechselseitig in Saint-Claude und Landwasser. Das 66. „Rencontre“ ist für Juni dieses Jahres geplant.


Eine kleine Anekdote ist noch anzumerken

Es war im Jahre 2012 beim Partnerschaftstreffen in Montbenoît: Wolfgang Klinger trug sein Grußwort in allbekannter badischer Mundart vor, und Dieter Dormeier „übersetzte“ ins ….. „Hochdeutsche“! – Riesengelächter und ein verdutztes Gesicht beim „Übersetzer“; aber dann kam doch noch die vorbereitete Ansprache auf Französisch mit dem Applaus aller Teilnehmer.

Dieter Dormeier (für die Vorbereitungsgruppe „Jumelage“)


Ein Beitrag aus Festschrift “50 Jahre Freiburg-Landwasser” (2016)

 

Der “Rote Otto”


In einer Skizze von Eberhard Rau

Wahrzeichen des Stadtteils Landwasser ist der „Rote Otto“, eine zwölf Meter hohe rote Figurengruppe aus Polyester und Beton, die 1973 an herausgehobener Stelle aufgestellt wurde. Die formal stark reduzierten Figuren von Mann und Frau des Künstlers Eberhard Rau können sich im oberen Bereich der Plastik je nach Luftbewegung drehen. Mit dabei ist ein Halbgott aus der römischen Mythologie, Faunus. Er gilt als Beschützer von Bauern und Hirten und symbolisiert die Fruchtbarkeit von Mensch und Tier.

Mit den großen Kugelaugen und dem freundlich grinsenden Gesichtsausdruck begrüßt der Rote Otto Besucher und Anwohner. Die Oberkörper der drei Figuren sind beweglich auf dem Betonsockel befestigt und drehen sich mit dem Wind. Dies bewirkt wiederum ein Ineinanderspielen der klobigen Hände und wird so zu einem Windspiel.

Den Namen „Roter Otto“ hat der Künstler seiner Plastik nicht selbst gegeben. Die Bürger von Landwasser sollten entscheiden, wie sie ihren neuen Nachbarn nennen möchten. Man einigte sich auf „Roter Otto“.

Schon 1985 befürchtete man kurzzeitig Ottos Ende. Das Windspiel funktionierte nicht mehr und durch Risse in der Plastikverkleidung begann die Eisenkonstruktion zu rosten. Fast 30 Jahre später tauchte das Problem erneut auf.

Die Bewohner Landwassers setzten sich beide Male für die Restaurationsarbeiten ein. Zwischenzeitlich ist der „Rote Otto“ als Kulturdenkmal durch das Land Baden-Württemberg anerkannt und eingestuft und genießt so einen besonderen Schutz.

Rechtzeitig zum Jubiläumsjahr 2016 konnte die Stadt Freiburg den sanierten Roten Otto am 4.8.2015 der Bevölkerung wieder übergeben.


Angelehnt an einen Beitrag in der Festschrift “50 Jahre Landwasser” (2016)

Kunst in Landwasser


Wahrzeichen des Stadtteils Landwasser ist der „Rote Otto“, eine zwölf Meter hohe rote Figurengruppe aus Polyester und Beton, die 1973 an herausgehobener Stelle aufgestellt wurde. Es sind formal stark reduzierte Figuren von Mann und Frau des Künstlers Eberhard Rau, die sich im oberen Bereich der Plastik je nach Luftbewegung drehen.

Mit den großen Kugelaugen und dem freundlich grinsenden Gesichtsausdruck begrüßt der Rote Otto Besucher und Anwohner.

Den Namen „Roter Otto“ haben Bürger von Landwasser vorgeschlagen. Zwischenzeitlich ist der „Rote Otto“ als Kulturdenkmal durch das Land Baden-Württemberg anerkannt.

Alles Weitere dazu haben wir in einem eigenen Beitrag “Der rote Otto beschrieben.


Nachfolgend Bilder weiterer Kunst im öffentlichen Raum von Freiburg-Landwasser.

 

 

 

Vorstellung Landwasser Wochenmarkt

Landwasser war ein junger neuer Stadtteil Freiburgs, als am 13.07.1973 einzelne Marktstände, die bereits ihre Waren in Landwasser anboten, zu einem geregelten Wochenmarkt zusammengefasst wurden.

Dies geschah u.a. auf Initiative des Bürgervereins Landwasser. Der Verein Landwasser Wochenmarkt e.V. ist seither der Trägerverein des Landwasser Wochenmarktes. Dieses Jahr sind es 43 Jahre, dass der Landwasser Wochenmarkt jeden Mittwoch und Samstag auf dem Platz der Begegnung seine Verkaufsstände aufbaut und nicht nur die Landwasser-Bevölkerung mit einem breiten Angebot an Waren versorgt.

Reges Leben und Treiben kam mit dem Wochenmarkt auf den Platz der Begegnung in Landwasser. Den Hausfrauen und Hausmännern wurde eine reiche Palette an Obst und Gemüse, Eiern, Wurst und Fleisch sowie Käse angeboten. Brötchen, Gebäck und Brot gibt es natürlich auch im Sortiment. Viele konnten dann auch feststellen, dass der Marktbesuch auch eine Möglichkeit war, bekannte Gesichter zu treffen, sich auszutauschen oder einfach nur ein kleines Schwätzchen zu halten. Neben der Ware konnte man von den Marktleuten auch Rezepte zur Zubereitung des Eingekauften oder sonst Aktuelles erfahren. Damit hat das Stadtteilzentrum an weiterer Bedeutung gewonnen.

Es gab Jahre, da war der nächstgelegene Wochenmarkt auf dem Münsterplatz. Deshalb kamen sehr viele Kunden auch von sehr weit außerhalb nach Landwasser, um hier auf dem Markt einzukaufen. Gerade in den letzten Jahren sind aber in allen Stadtteilen Märkte entstanden, mit sehr unterschiedlichem Sortiment. Das merken natürlich auch die Marktbeschicker in Landwasser. Veränderungen in den Lebens- und Essgewohnheiten tragen auch dazu bei, dass die Kundschaft weniger wird.

Der Rückgang der Kundschaft und die sehr hohen Stand- und sonstige Kosten haben einige Anbieter schon resignieren lassen. Dem Einsatz des Bürgervereins ist es zu verdanken, dass einige Kostenfaktoren niedriger wurden oder sogar weggefallen sind. Dafür auch unser Dank an die Stadtverwaltung, die uns hier entgegen gekommen ist.

Um den Treffpunkt Platz der Begegnung und damit unseren Markt wieder etwas attraktiver zu machen, haben wir gemeinsam mit dem Bürgerverein zwei Aktionen ins Leben gerufen. Im Frühjahr, kurz vor Pfingsten, gibt es einen Kaffee- und Kuchenverkauf und im Spätjahr Zwiebelkuchen mit neuem Süßen. Die Kuchen werden überwiegend von den Marktbeschickern gespendet und die Vorstandsmitglieder des Bürgervereins übernehmen den Verkauf. Der Erlös kommt der Stadtteilarbeit des Bürgervereins zu Gute.


Erschienen in Festschrift “50 Jahre Landwasser” (2016)

Ein Beitrag aus unserer Serie zum Wochenmarkt, siehe www.buergerverein-landwasser.de/wochenmarkt-blog .

Haus der Begegnung

Bereits in den ersten Jahren nach Besiedelung des neuen Stadtteils, machten sich Bewohnerinnen und Bewohner Landwassers Gedanken über ein Gemeinschaftshaus, in dem sich die Menschen des Stadtteils in ihrer Freizeit über alle bestehenden Zusammenschlüsse und Gruppierungen hinaus begegnen möchten. So entstand die Idee, im jungen Stadtteil ein „Haus der Begegnung“ zu errichten.

Im April 1969 wurde der Verein „Haus der Begegnung Freiburg-Landwasser e.V.“ von den beiden Kirchengemeinden, der Stadt Freiburg und weiteren 27 von diesen Institutionen benannten Personen als Träger gegründet.

Im Mai 1971 konnte mit dem Bau des Hauses begonnen werden und am 25. März 1972 fand die offizielle Eröffnung statt. Das Haus wurde sehr schnell zu einer Begegnungsstätte der Kinder und Jugendlichen, wurde aber auch von Anfang an gerne von Vereinen für große Veranstaltungen genutzt. Aufgrund des hohen Zuspruchs und um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Zielgruppen gerecht zu werden, wurde 1980 eine bauliche Erweiterung vorgenommen. Das Haus der Begegnung – kurz: HdB – entwickelte sich in dem jungen Stadtteil zu einer festen Institution.

Im Jahre 2000 zogen sich die beiden Kirchengemeinden aus der Finanzierung des HdB zurück. Es wurde eine neue Satzung beschlossen und die Zusammensetzung des Vorstandes wurde neu festgesetzt, dem nun neben den gesetzten Mitgliedern (vier VertreterInnen der Stadt Freiburg, jeweils eine Vertretung der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde, ein/e VertreterIn der Albert-Schweitzer-Schulen und zwei JugendvertreterInnen) auch vier gewählte, dem Stadtteil verbundene Bürgerinnen und Bürger angehören. Das Haus blieb im Eigentum des Vereins, den die Stadt Freiburg für seine Arbeit bezuschusst.

2012/13 fand in Landwasser ein von der Stadt Freiburg initiierter und vom Bürgerverein Landwasser moderierter Prozess zur Stadtteilentwicklung statt, an dem sich das HdB stark engagierte.

Parallel dazu wurde vom  Verein „Haus der Begegnung Freiburg-Landwasser e.V.“ ein Zuschussantrag bei der Stadt auf Quartiersarbeit gestellt, der für 2013 auch erstmals genehmigt wurde. Im April 2014 konnte im nahe gelegenen Einkaufszentrum ein Quartiersbüro für den Stadtteil vom Verein angemietet werden. Damit konnte die Stadtteilarbeit erweitert werden und bekam einen eigenen – auch finanziell abgesicherten – Status.


Ein Beitrag aus der Festschrift “50 Jahre Landwasser” (2016)

Mehr zum Haus der Begegnung gibt es hier: www.hdb-freiburg.de .

Dort zu finden sind auch ausgewählte Presseartikel zum Haus und zum Stadtteil allgemein: www.hdb-freiburg.de/schatzkiste/presse

Bürgerverein Geschichte


Bürgerverein Logo

Im Juni 1966 zogen die ersten Bürger in den damals neuen Stadtteil Landwasser und im Jahr darauf kletterte die Einwohnerzahl auf über 1.200 kletterte, wobei die Infrastruktur aber noch sehr zu wünschen übrig ließ. Also gründeten 30 „Landwasseraner“ am 26.05.1967 den Bürgerverein, um auf die Stadt Freiburg einzuwirken und aus dem bisherigen Provisorium den noch heute attraktiven Stadtteil zu entwickeln.

Als „Wiege“ des Bürgervereins Landwasser darf man mit Fug und Recht den „Ausspracheabend“ am 28. April 1967 bezeichnen, zu dem der damalige Stadtrat, Walter Haas, interessierte Mitbürger von Landwasser in die Albert-Schweitzer-Schule eingeladen hatte. Neben Fragen der baulichen und landschaftlichen Gestaltung des Stadtteils sollten die Anliegen und Probleme, die für das Leben der Menschen in einer Gemeinde von Bedeutung sind, angesprochen werden, z. B. Kindergärten, Spielplätze, Einkaufsmöglichkeiten, Gestaltung des Baggersees oder Fußgängerwege; denn Landwasser war zu diesem Zeitpunkt weit davon entfernt, ein funktionsfähiger Stadtteil zu sein.

Der “Rote Otte”: das Wahrzeichen von Landwasser

Am 21.07.1967 wurde im Rahmen einer Mitgliederversammlung die Satzung beschlossen.

Peter Lukas, heute Ehrenmitglied, war der erste 1. Vorsitzende des Vereins.

Die oben beschriebenen Zeiten sind glücklicherweise überwunden, und Landwasser entwickelte sich zu einem angesehenen Wohnquartier, wobei der Bürgerverein mit den jeweiligen Vorsitzenden immer die Interessen der Bürgerschaft gegenüber der Stadt und anderen Institutionen vertrat:

– Peter Lukas 1967 – 1971
– Henning Wellbrock 1971 – 1981
– Olaf Srowig 1981 – 1988
– Rudi Weller 1988 – 2000
– Ralf Fütterer 2000 – 2010
– Wolfgang Klinger  2010-2016
– Dieter Dormeier 2016-2021
– Folkmar Biniarz seit 2021

Die Satzung beschreibt den konfessionell und parteipolitisch unabhängigen Verein als Zusammenschluss von Einwohnern und Freunden Landwassers, der ausschließlich gemeinnützige Zwecke verfolgt und die Interessen der Bürger gegenüber der Stadtverwaltung und anderen Institutionen wahrnimmt. Besondere Ziele sind die Gestaltung und Förderung des kulturellen und öffentlichen Lebens im Stadtteil Landwasser sowie das familiengerechte Wohnen in einem kinderfreundlichen Umfeld.

Der damalige „Vorzeigestadtteil“ ist aber in die Jahre gekommen. Die Bevölkerungsstruktur hat sich wesentlich verändert, die Bausubstanz ist teilweise sehr sanierungsbedürftig, die für einen Stadtteil mit einem hohen Altersdurchschnitt erforderliche „Barrierefreiheit“ fehlt in wichtigen Bereichen, die Verkehrsprobleme, insbesondere des sogenannten ruhenden Verkehrs, haben stark zugenommen.

Landwasser hat heute ca. 7.000 Einwohner, und fast die Hälfte unserer Bürger (oder ihre Familien) kommt aus einem von rund 35 verschiedenen Ländern. Unser Stadtteil besitzt, auch durch die erfolgten bzw. noch laufenden oder geplanten Renovierungs- und Sanierungsarbeiten, einen hohen Wohnwert und seine Umgebung bietet viele Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten.

Die Schwerpunkte unserer Arbeit sind u.a.:

– Stadtteilentwicklung
– Verkehrsproblematik
– Miethäuser und Einkaufszentrum
– Bürgergespräche (mit Teilnehmern aus Politik und Wirtschaft)
– Kontakte mit der Stadt Freiburg, den Kirchen, Schulen, dem HdB und anderen Vereinen und Institutionen
– Neujahrsempfang / Märkte
– Kulturelle Veranstaltungen
– Stadtteilfest (Vereinsgemeinschaft)
– Kinderfest und Martinsumzug


In Teilen übernommen aus der Festschrift “50 Jahre Landwasser” (2016)

Der Moosweiher

Geschichte als Kiesgrube

Der Moosweiher entstand zwischen 1961 und 1962 als Kiesgrube. Es war eine von vielen Kiesgruben, die entlang der Autobahn A 5 vorzufinden sind. Der abgebaute Kies war erforderlich, um den Damm für die Autobahn (Hochlage) aufzuschütten. Und teure Transportkosten mussten vermieden werden.

Der Baggersee war damit nach Fertigstellung der Autobahn und schon vor der Entstehung Landwassers ein begehrter Badesee, wenn auch in seiner Struktur sehr wild. Er hat am 19.8.1966 vom Freiburger Gemeinderat den Namen „Moosweiher“ erhalten. Der Baggersee ist etwa 11 m tief. Beim Moosweiher ist die gleichbleibende Höhenlage des (Grund-) Wasserspiegels festgelegt durch das Überlauf-Bauwerk am Nordufer bei der „Vogelinsel“. Damit wird eine permanente Erneuerung des Wassers erreicht.

Anfangs befand sich eine kleine Insel (Sandbank) im See. Aus meiner persönlichen Erinnerung ca. 1,5 m über dem Wasserspiegel, eine Seite steil abfallend. An dieser Seite passierten leider viele Unfälle, da Kopfsprünge im Kies endeten. Die Insel wurde durch das Technische Hilfswerk (THW) am 6.8.1965 weggesprengt und liegt jetzt ca. 1 m unter dem Wasserspiegel. Viele Schwimmer nutzen die Möglichkeit, diesen „Zielpunkt“ zum Ausruhen zu benützen, bevor der Rückweg im Wasser angetreten wird.

Noch in der Anfangszeit des Baggersees streckten einige Vereine und Investoren (wie man sie heute nennen würde) ihre Fühler aus und wollten Teile pachten. Dem ist der Bürgerverein Landwasser massiv entgegengetreten. Unter anderem mit dem Hinweis gegenüber dem Oberbürgermeister, dass damals schon der See bei gutem Badewetter von rd. 1.200 Badegästen besucht wurde (der Stadtteil Landwasser hatte damals gerade erst 2.000 Einwohner) und damit das öffentliche Interesse an diesem Erholungsbereich größer zu bewerten war als die Einzelinteressen von Vereinen und Investoren. Die allgemeine Zugänglichkeit des Seebereiches wäre bei einer Vergabe mit Sicherheit nicht mehr gewährleistet gewesen.

Erholungsraum und Rekultivierung

Rückblickend kann festgestellt werden, dass alle Bemühungen um diesen Erholungsraum eingemündet sind in ein stadtplanerisches Konzept des freien Zugangs für jedermann.

Im Zuge der vom Gemeinderat beschlossenen Rekultivierung des Moosweihers begann das damalige Gartenamt 1968 damit, Wege und Freizeitanlagen um diesen See anzulegen. Auch die „Vogelinsel“ wurde in diesem Zusammenhang neu angelegt. Seitdem hat sich der Moosweiher zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt – sehr wichtig für die hier lebenden Menschen und ist zugleich auch wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

Sitzmöglichkeiten, Spielplatz für Kinder, Minigolf-Anlage, Sportgelände der Sportgemeinschaft Landwasser, Tischtennisplatten und eine große Half-Pipe für Skateboarder und seit kurzem auch ein Senioren-Fitnessgerät bieten Abwechslung. Beschattete und unbeschattete Wege, Sitzmöglichkeiten und Liegewiesen bieten viele Möglichkeiten. Eine Restauration mit großer Außenterrasse rundet das Angebot ab. Der Moosweiher ist sowohl für die ältere Generation als auch für Jugendliche gut geeignet. Der nahe gelegene Mooswald bietet zudem allen Wanderfreunden einige Wege zum Erkunden.

Der See selbst ist ein beliebtes Badegewässer mit guter Wasserqualität. Viele Jahre fand hier der überregional bekannte „Landwasser-Triathlon“ statt, zu dem immer wieder über 500 Teilnehmer kamen. Die Liegewiesen um den See sind sauber, ausgenommen am großen Grillplatz. Dort wird häufig nach abendlichen Partys der Müll einfach liegengelassen. Gut, dass die Mitarbeiter der Stadt Freiburg am Moosweiher aufräumen und traurig, dass es Mitbürger gibt, die nicht wissen, wie sie sich zu benehmen haben.

Der Moosweiher ist aber nicht nur ein gut besuchtes Naherholungsgebiet, sondern zugleich auch ein wertvolles Biotop. Außer quakenden Fröschen (Wappentier des Stadtteils), Enten, Schwänen, Graureihern und Kormoranen fallen am Moosweiher auch exotische Tiere auf. Schon vor vielen Jahren wurden dort nordamerikanische Wasserschildkröten ausgesetzt, die gerne mal ein Sonnenbad am Ufer nehmen. Das scheinbar harmonische Bild täuscht. Die Tiere sind unser Klima nicht gewohnt und daher oftmals geschwächt oder krank. Einige Zeit konnte man auch mehrere Nutrias im See und am Ufer bestaunen.

Im April 2004 errichtete der Bürgerverein Landwasser gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 5 der Albert-Schweitzer-Schule und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung Stadtgrün einen Schutzzaun für ein Biotop in der Nordwestecke des Moosweihers. Im Laufe der folgenden Jahre wurde der Zaun allerdings niedergetrampelt. Es gab Leute, die trotz dichtem Bewuchs hinter dem Zaun dort unbedingt ans Ufer wollten. Zwischenzeitlich hat das Garten- und Tiefbauamt nach entsprechenden Bemühungen des Bürgervereins Landwasser in diesem Bereich einen stabilen Zaun errichtet, um das Biotop zu schützen.

Was den Moosweiher vor allem ausmacht, ist seine schöne Grünanlage. Viele große, stämmige Laubbäume spenden den Besuchern Schatten. Für die Sonnenanbeter unter uns finden sich natürlich auch Stellen, an denen man sich bräunen kann. Sitzbänke sind rund um den See genügend vorhanden. Der Einstieg ins Wasser fällt an manchen Stellen sehr schwer. Die „Buchten“ sind von der Stadt mit scharfkantigem Schotter aufgeschüttet worden, dies verärgert viele Besucher, die darauf kaum gehen können. Die Bemühungen des Bürgervereins, die Hecken an den Einstiegsstellen breiter zurück zu schneiden (damit die Eltern ihre badenden Kinder auch im Auge behalten können) und an Stelle des Schotters Kies oder in einigen Bereichen sogar Sand aufzuschütten, finden bei der Stadt (Umweltschutzamt) leider wenig Gehör.

Weitere Probleme gibt es damit, dass der Badesee inzwischen weit über die Grenzen Landwassers hinaus bekannt und beliebt ist. Das verursacht insbesondere an den Wochenenden im Sommer immer wieder ein Verkehrs- und Parkchaos. Dass dann einige noch meinen, über die Fuß- und Waldwege zum Grillplatz mit dem Auto fahren zu müssen, bereitet auch wenig Freude. Unsere Bemühungen, durch Kontrollen dagegen anzugehen, zeigten bisher wenig Erfolg und wir können nur hoffen, dass sich das mal ändert.

Und dann gab es in den vergangenen Jahren immer häufiger Menschen, die in Wilderer-Manier fischen, jagen und „bei Bedarf“ Tiere erschlagen. Tote oder verletzte Schwäne und erschlagene Nutrias legen Zeugnis darüber ab. Da steht man zunächst mal machtlos gegenüber.

Ich möchte den Artikel nicht abschließen, ohne noch Axel Senn † zu erwähnen. Gärtnermeister aus Leidenschaft und aktiver Bürger in Landwasser. Für den Mooswald und vor allem den Moosweiher hat er sich engagiert eingesetzt. Seine Broschüre „Der Moosweiher“ hat er vor 25 Jahren allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern gewidmet. Ich konnte dieser Broschüre einige wichtige Informationen entnehmen.

Wolfgang Klinger

(Aus Festschrift “50 Jahr Landwasser”, 2016)


Ein Beitrag aus unserer Serie zum Moosweier, siehe www.buergerverein-landwasser.de/moosweiher-blog  .

 

Landwasser gestern und heute

Im Frühjahr 1963 erteilte die Stadtverwaltung Freiburg der GEWOG, einer Gesellschaft der Unternehmensgruppe NEUE HEIMAT, den Auftrag, die Möglichkeiten einer Stadterweiterung zum Zwecke des Wohnungsbaues im Gebiet Landwassermatten/Mooswald zu untersuchen.

Am 28. April 1964 beschloss der Freiburger Gemeinderat aufgrund der vorgelegten Planung den Bebauungsplan für einen ganz neuen Stadtteil im Westen der Stadt, für das Gebiet „Landwassermatten“, ein sumpfiges Waldgebiet. Im Frühjahr 1965 begann mit dem ersten Spatenstich die Bautätigkeit und im Juni 1966 konnten die ersten Bewohner einziehen. Bereits im Februar 1968 wurde die tausendste Wohnung bezogen. Die Bebauung war eine geplante Mischung von Hochhäusern und großen Wohnblocks einerseits, andererseits von Bungalows und Einfamilienhäusern am südwestlichen Rand des Wohngebiets.

Bewohner waren vorwiegend junge Familien, die hier relativ preisgünstigen Wohnraum fanden. 1971 wurde mit dem Bau von Landwasser-Mitte begonnen, das insbesondere durch die sog. „Max- und Moritzbauten“ in der Wirthstraße in Erscheinung tritt. Das sind elf 6- bis 18-stöckige Mietshäuser – ein stark verdichteter Hochhauskomplex mit Sozialwohnungen im Stil jener Jahre – mit insgesamt 325 Wohneinheiten. Dadurch wurde ein weiterer Bevölkerungszuwachs bewirkt.

Die höchste Einwohnerzahl wurde 1975 mit 9423 Einwohnern erreicht.

In historisch gewachsenen Strukturen stellt in der Regel der Ortskern den zentralen Treffpunkt dar. Auch in Landwasser übernimmt diese Aufgabe das Stadtteilzentrum, auch wenn dieses nicht über die Jahre gewachsen, sondern planerisch lanciert worden ist. Maßgeblich geprägt wird es durch das Einkaufszentrum (EKZ) sowie verschiedene soziale Infrastruktureinrichtungen, die sich alle um den Platz der Begegnung gruppieren. Auf diesem Platz befindet sich auch der Marktplatz, auf dem zweimal wöchentlich ein Bauernmarkt seine Waren anbietet. Hier laufen auch Hauptfußwege zusammen, hier sollte der Mittelpunkt des neuen Stadtteils sein.

Neben dem evangelischen Zachäus-Gemeindezentrum befinden sich hier das Gemeindezentrum der katholische Kirche St. Petrus Canisius einschließlich der beiden konfessionellen Kindergärten, das Haus der Begegnung (HdB), die Albert-Schweitzer-Schulen (ASS) mit Grundschule, Werkreal- und Förderschule (heute Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen, kurz: SBBZ Lernen) sowie die Kindertagesstätte Landwasser. Das Stadtteilzentrum ist somit die räumliche und funktionale Mitte des Stadtteils.

Weitere Einrichtungen ergänzten im Laufe der Jahre die Infrastruktur Landwassers. Das Krankenhaus der evangelischen Diakonie mit dem Pflegezentrum Landwasser speziell für Demenzerkrankte
und dem Haus Landwasser sowie eine private Praxisklinik, ein Dialysezentrum, die Freie Christliche Schule und ein überregionales Ausbildungszentrum der Handwerkskammer finden sich in der Wirthstraße. Ein Heizwerk, das Gas aus einer nahe liegenden, stillgelegten Mülldeponie nutzt, versorgt einen Teil der Wohnungen mit Fernwärme. Entlang der Auwaldstraße haben sich das Regionale Rechenzentrum, eine Tankstelle und ein Autohaus angesiedelt, wo bei das Autohaus in den ver-gangenen Wochen seine Pforten geschlossen hat.

Im Spechtweg gibt es seit über 30 Jahren eine Seniorenwohnanlage mit Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, im EKZ ist seit über einem Jahr das Quartiersbüro für den Stadtteil untergebracht.

Am Nordrand des Stadtteils, fernab der Wohnbebauung an der Autobahn, befinden sich das Tierhygienische Institut Freiburg (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt) und eine Kleintierklinik. Darüber hinaus gibt es Arztpraxen, Bank und Sparkasse, Dienstleister, Lebensmittelversorgung (Vollsortimenter und Discounter) und Kleingewerbe.

Die Planung Landwassers sah vor, möglichst weitgehend den Fußgänger- vom Fahrverkehr zu trennen. Große Teile des Fußwegnetzes sind vom Straßenverkehr vollkommen losgelöst. Während die Fahrzeuge von der Peripherie her an das Wohngebiet herankommen, bleibt die innere Zone den Fußgängern überlassen.

Der Entwicklung unnötigen Verkehrsaufkommens sollte durch Konzentrierung der hohen Bebauung in der Nähe des Hauptstraßenanschlusses vorgebeugt werden. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln war Landwasser anfänglich lediglich über eine Omnibuslinie erreichbar. Endhaltestelle war die heute noch vorhandene Wendeschleife Moosgrund. Diese Linie wurde abgelöst mit der Inbetriebnahme der Stadtbahnlinie 1 am 14.6.1985 und damit dem Ausbau der Endhaltestelle „Am Moosweiher“ zu einem Verkehrsknoten mit der Anbindung von Hochdorf und der March. Der damalige OB Dr. Rolf Böhme betätigte sich bei der Jungfernfahrt zunächst als Schaffner und das letzte Stück ab Paduaallee auch als Fahrer der Straßenbahn. Kinder von der Albert-Schweitzer-Schule I und weitere Gäste begrüßten die Straßenbahn mit Wimpeln und Blumen an der Endhaltestelle. Anschließend gab es ein großes Fest auf der Wiese am Moosweiher. Die Verlegung des Haltepunktes der Breisgau-S-Bahn vom Stadtteil Mooswald nach Landwasser brachte eine weitere Erschließung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs.

Wahrzeichen des Stadtteils ist der „Rote Otto“, eine zwölf Meter hohe rote Figurengruppe aus Polyester und Beton, die 1973 an herausgehobener Stelle aufgestellt wurde. Die formal stark reduzierten Figuren von Mann und Frau des Künstlers Eberhard Rau können sich im oberen Bereich der Plastik je nach Luftbewegung drehen. Witterungsbedingt hatte die Plastik in den vergangenen Jahren stark gelitten und es wurde von der Stadt in Erwägung gezogen, diese aus Sicherheitsgründen abzureißen. Der Bürgerverein Landwasser hat sich mit Unterstützung zahlreicher Befürworter erfolgreich für den Erhalt des Roten Otto eingesetzt und so konnte eine Sanierung der Plastik 2014/2015 durchgeführt und am 4.8.15 rechtzeitig zum Jubiläum durch OB Dr. Salomon und Baubürgermeister Prof. Dr. Haag den Landwasseranern wieder übergeben werden.

Landwasser liegt im Nordwesten der Stadt Freiburg, circa 4,5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und umfasst rund 125 Hektar. Davon sind 70 Hektar Siedlungsfläche (Gebäude und Grundstücke), rund 35 Hektar Verkehrsfläche (wie Straßen und Plätze) und rund 20 Hektar unbebaute Fläche (wie Wälder und Wasserflächen). Nördlich angrenzend befindet sich der Stadtteil Hochdorf, im Nordosten liegt Brühl, Mooswald im Südosten und Lehen im Westen. Allerdings gibt es verschiedene naturräumliche und verkehrsinfrastrukturell bedingte Zäsuren zwischen Landwasser und seinen Nachbarstadtteilen. Die Begrenzung nach Westen ist der Lehener Berg, nach Norden die Bundesautobahn 5 (BAB 5). In nordöstlicher Richtung wiederum verläuft die Bahntrasse der Breisgau S-Bahn (BSB) und im Süden die Paduaallee. Der Stadtteil ist demnach von drei Seiten von großen Verkehrsinfrastrukturen umschlossen.

Doch trotz dieser „Insellage“ präsentiert sich Landwasser aufgrund seiner kompakten Siedlungsstruktur und seines ausgeprägten grünen Siedlungsrandes weitestgehend als ruhiger Wohnstandort.

Wolfgang Klinger


Aus Jubiläumsheft “50 Jahre Landwasser” (2016)

 

1000 Jahre Moosgarten (I)

Der Mooswald im Bereich den heutigen Landwasser war als sumpfiges Waldgebiet für lange Zeit kein Raum, der sich zur Besiedlung anbot: schon allein wegen der Mücken, die nicht nur lästig, sondern in früheren Zeiten auch noch viel stärker Krankheits-Überträger waren. Als Beitrag zur Festschrift “25 Jahr Freiburg-Landwasser” (1991) erarbeitete Rolf Eilers einen Rückblick auf die früheren Jahrhundert der Nutzung des “Moosgartens”, also des Bereichs, im dem heute der Stadteil Freiburg-Landwasser liegt (Einzelexemplare der Festschrift im Archiv des Bürgervereins). Nachfolgend Auszüge aus dem Beitrag von Rolf Eilers (hier Teil 1).


Das sumpfige Mooswaldgebiet

Bis zur Gründung unseres Stadtteiles Landwasser im Mai 1966 konnte das sumpfige Mooswaldgebiet nie besiedelt werden. Selbst im Rahmen der Völkerwanderung und der alemannischen Landnahme im 4. bis 5. Jahrhundert bot der Mooswald „keine günstigen Voraussetzungen zur Entwicklung einer intensiven Siedlungs-und Kolonisationstätigkeit“, berichtet Dr. Helmut
Brandl in seiner Dissertation „Der Stadtwald von Freiburg“.

Auf die erste urkundliche Erwähnung stoßen wir im Jahre 1008. Damals verlieh König Heinrich II. (973—1024, 1002 Kaiser) dem Bischof von Basel, namens Adalbero, und dessen Kirche den Wildbann in einem Teil des Auwaldes der Freiburger Bucht. Der räumliche Umfang wurde in der Urkunde genau festgelegt. Die Grenze verlief von Tiengen über St. Georgen, Wiehre, Adelhausen, Herdern, Zähringen, Gundelfingen, Vörstetten, Reute, Bötzingen, Gottenheim, Waltershofen, Opfingen. Hierbei ist zu bedenken, daß alle Siedlungen damals nur aus wenigen Höfen bestanden, so daß die Inanspruchnahme von Feld und Wiesen wie auch Brenn- und Bauholz sehr gering war; der Waldsaum reichte im 11. Jahrhundert noch sehr nahe an die Dörfer heran.

Spätestens im Jahre 1079 gelangte der Mooswald in den Besitz des Herzogs Berthold II. von Zähringen. Die Herzöge von Zähringen waren als Vögte und Verwalter des Reichsgutes im Breisgau berechtigt, den Bürgern der Stadt Freiburg Rodungsbezirke zur Anlegung von Feldern und Waldnutzungsbezirke zuzuweisen. Da der Holzbedarf der umliegenden Gemeinden damals sehr gering war, gab es auch noch keine festen Gemarkungsgrenzen. Erst nachdem das vor den Stadtmauern liegende Eschholz weitgehend abgeholzt war, mußte noch lange vor dem Aussterben der Herzöge von Zähringen ım Jahre 1218 der Mooswald als letzte Reserve der Stadt zugeteilt werden.

Eine systematische Holznutzung setzte im Mooswald allerdings erst im Jahre 1554 ein, Sie diente fast ausschließlich zur Versorgung der Stadtverwaltung und der städtischen Bediensteten mit Brennholz. Das „Moosholz“ wurde im Winter gehauen, konnte jedoch wegen der starken Überschwemmungen im Frühjahr stets erst im Sommer in die Stadt transportiert werden. Durch
diese lange Lagerung gab es Holzverluste, die unter der Rubrik „im Mooswald Holz aus dem Wasser tragen“ als „Abgang“ verbucht worden sind.

Mooswald-Nutzung in vergangenen Jahrhunderten

Über die weitere geschichtliche Entwicklung berichtet Helmut Brandl in seinem Aufsatz „Vom Wert des Mooswaldes gestern, heute und morgen“ im „Freiburger Almanach“ 1973: „Wenn man noch heute alte, mächtige Eichen mit weitausladenden Kronen im Mooswald findet, so steht man vor den letzten Zeugen einer alten Form der städtischen Waldnutzung, die im 12. und 13. Jahrhundert ihren Anfang nahm. Bereits in jener Zeit hatte sich die Stadt das volle Eigentum an diesem großen Waldgebiet vor ihren Toren gesichert und konnte nun die Nutzung nach ihren Bedürfnissen regeln.

Ausgangspunkt der Nutzung des Mooswaldes war ein besonderes Produkt dieses Auewaldgebietes: die Eichen lieferten mit ihren Früchten ein gesuchtes Mastfutter für die Schweine, die im Mittelalter bis ins 17. und 18. Jahrhundert in den Haushaltungen der Freiburger Bürger gehalten wurden. Die Behandlung des Waldes wurde daher darauf abgestellt, eine möglichst ergiebige „Eichelmast“ zu erzielen. Dies bedeutete eine strikte Schonung der Eichen, die zu mächtigen, 200- bis 300jährigen Bäumen heranwuchsen. Das Unterholz wurde zur Gewinnung von Brennholz und zur Schaffung von zusätzlichen Weidemöglichkeiten für das Rindvieh in regelmäßigen Abständen (etwa alle 10 bis 30 Jahre, im Durchschnitt alle 24 Jahre) auf größerer Fläche (sogenannten Schlägen) herausgehauen. Dieses System der Waldnutzung wurde im Laufe der Zeit zu einer besonderen Form der Waldwirtschaft, der sogenannten Mittelwaldwirtschaft, entwickelt.

Genaueren Einblick in diese Waldnutzung mit Schweineeintrieb im Herbst, Rindviehweide im Frühjahr und Sommer und Holznutzung im Winter geben Aufzeichnungen im Stadtarchiv aus der Zeit nach 1540.“ In der Blütezeit des Schweinebetriebs im 16. Jahrhundert wurden jährlich bis zu 1000 Schweine zehn Wochen lang in den Mooswald getrieben und sogar aus Städten wie Kenzingen und Rheinfelden hertransportiert. Daher war das Fällen von Eichen schon 1435 unter Strafe verboten. Zur Nachzucht wurde sogar ein „Eichelgarten“ angelegt.

Durch die Eichelmast konnte dem Schweinefleisch die erforderliche Würze verliehen werden, denn die aus orientalischen Ländern importierten Gewürze waren für den Normalbürger viel zu teuer. Erst durch die Einwanderung italienischer Handelsleute vom Comer See nach Südwestdeutschland ab etwa 1680 konnten neben Südfrüchten, Kaffee und weiteren Delikatessen auch die notwendigen Gewürze zu erschwinglichen Preisen eingekauft werden. Während Helmut Brandl den Rückgang der Eichelmast nach dem dreißigjährigen Krieg auf einen Klimawechsel in Mitteleuropa zu mehr kühlfeuchtem Wetter zurückführt, sehe ich die Ursachen eher in dem einsetzenden Gewürzhandel.

Auch nach der Aufgabe der Eichelmast im Mooswald wurde die Mittelwaldwirtschaft weitergeführt und ım 19. Jahrhundert im Zuge der Einführung geordneter Forstwirtschaft systematisch betrieben mit dem Ziel, starkes und wertvolles Eichenholz zu erzeugen, das durch den zusätzlichen Export nach Holland auf dem Rhein außerordentlich an Wert gewann.
Zunächst mußten allerdings die Voraussetzungen für einen effektiven Abtransport des Holzes geschaffen werden. In einem Gutachten, das der Geometer Johann Georg Meyer im Auftrag der Stadt 1781 abgab, schlug er zur Verbesserung der Forstwirtschaft eine Entwässerung durch Sammlung aller von der Stadt kommenden Bäche und deren Ableitung nach Norden vor. Erst im Jahre 1793 wurde von dem Waldmeister Alois Wannenmacher und seinem Adjunkt Peter Zähringer ein Plan zur Trockenlegung und Erschließung des Mooswaldes durch den Bau einer Richtstatt quer durch den ganzen Wald vorgelegt. Der Wegkörper sollte erhöht sein, die Weggräben sollten als Abzugsgräben gebaut werden. Das Vorhaben wurde 1794 in Angriff genommen und im Jahre 1808 zu einem Teil fertiggestellt. Damit wurde ein wesentlicher Schritt zur Verbesserung des versumpften Mooswaldes getan.

In einem Bericht „Summarische Visitation der Waldungen“ vom Juli 1850 wird lobend ausgeführt: „Der Mooswald ist seiner Länge nach von einem Hauptabfuhrweg durchschnitten. Auf ihn münden die Entwässerungsgräben, welche sowohl als Schlaglinien als auch als Abfuhrwege dienen und hierzu ganz gut eingerichtet sind. Solches ist zwar ungewohnt und eigenthümlich, aber sehr praktisch, und es darf deshalb nichts geschehen, als diese nützliche Einrichtung beizubehalten.“ Seitdem führt der Fahrweg von Landwasser-Mitte nach Gundelfingen den Namen „Große Richtstatt“: die Holzstämme wurden auf den im Frühjahr mit Hochwasser gefüllten Gräben zur „Großen Richtstatt“ geflößt und dort zum Abtransport gerichtet.

„Erst nach 1900 wurde im Mooswald die vorsichtige Überführung der Mittelwaldbestände in Hochwald eindabei auf zwei Wegen: die geringwertigsten Bestände wurden eingeschlagen und die Flächen neu angepflanzt, während jüngere, besser veranlagte Bestände durch Pflegeeingriffe langsam in Hochwald überführt wurden. 1960 waren bereits rund 95 Prozent aller Bestände Hochwald“, führt Helmut Brandl aus.


Auszug aus Festschrift “25 Jahr Freiburg-Landwasser” (1991), erarbeitet von Rolf Eilers ( weiter zu Teil 2  ).