Eingewanderte Wanzen

In der aktuellen Ausgabe der Landwasser-Nachrichten widme ich mich wieder den Neubürgern der Tierwelt, den Neozoen. Im speziellen drei eingewanderten
Wanzenarten. Ich finde es immer sehr spannend zu beobachten, welche Tierarten hier bei uns heimisch werden. Es sei denn, sie landen in unserem Kochtopf, wie das bei der Baumwanze schon des Öfteren passiert ist und in unserer Familie immer wieder einen Aufschrei des Ekels verursacht.

Im Haus und unserem Garten habe ich nun schon drei verschiedene Wanzenarten gefunden, die nicht natürlicherweise in unseren Breitengraden vorkommen, sich aber mittlerweile recht wohl hier fühlen.

Allen voran die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys). Sie war schon in aller Munde (hoffentlich nur sprichwörtlich) und wurde in der Badischen Zeitung bereits vorgestellt. Uns beschäftigt sie sehr, denn sie kommt in Massen vor und hat sich unser Haus als Winterlager ausgesucht.Wir finden sie im Schrank, in der Wäsche, unter Kissen, in den Büchern, manchmal wie erwähnt im Essen und nichts ist vor ihnen sicher. Wir werden also auch zukünftig nicht die besten Freunde werden. Auch richten sie mittlerweile in der Landwirtschaft einigen Schaden an, da ihr Fraß das Obst und Gemüse zum Teil ungenießbar macht und sie keine natürlichen Feinde haben. Auch den Vögeln schmecken sie überhaupt nicht.

Eine zweite eingewanderte Wanzenart, die allerdings nicht weiter auffällt, ist die Grüne Reiswanze (Nezara viridula). Die erwachsenen Tierchen sehen unserer heimischen grünen Stinkwanze zum Verwechseln ähnlich. Man kann sie allerdings an der Flügelfärbung erkennen und winzig kleinen Punkten auf dem Rückenpanzer. Leider habe ich (noch) kein Foto von ihr machen können.

Wohl aber von den Nymphen, die viel lustiger aussehen als die der hiesigen Stinkwanzen. Oftmals werden sie auch mit Marienkäferlarven verwechselt. Sie stammen ursprünglich aus den Tropen, Subtropen und dem Mittelmeerraum und sind hier in Deutschland in erster Linie am Oberrheingraben zu finden, da sie sehr kälteempfindlich sind. Da sie noch nicht in großen Massen auftreten, wie die Marmorierten Baumwanzen, hält sich der von ihnen angerichtete Schaden bisher in Grenzen.

Die dritte Wanzenart, die sich so langsam bei uns breitmacht, ist die Amerikanische Kiefernwanze (Leptoglossus occidentalis). In ihrer Heimat Nordamerika sind sie westlich der Rocky Mountains weit verbreitet und finden sich in den Nadelbäumen in großen Mengen zusammen. Ihr Sekret riecht nach Kiefern und das lockt Artgenossen an, daher sind sie meist in Grüppchen anzutreffen. Sie saugen mit Vorliebe an den frischen Zapfen und sind daher hauptsächlich in Baumschulen nicht sehr beliebt. Aber ansonsten hinterlassen sie meist keine größeren Schäden. Die Kiefernwanzen erreichen eine stattliche Größe von 2-3 cm und brummen laut beim Fliegen, ähnlich wie Hummeln. Sie sollen wohl auch auf dem Vormarsch sein, ähnlich wie die Baumwanzen.

Ich weiß schon jetzt, dass sich meine Begeisterung über dieses längliche Flugobjekt in Grenzen halten wird, wenn es unsere Pfanne ansteuert oder den Kochtopf mit der blubbernden Tomatensoße.

Stefanie Pietsch
Quelle: www.landwirtschaft.de / baden-wuerttemberg.nabu.de


Ein Beitrag aus Landwasser Nachrichten 488 April-Mai 2021