Vorstellung Landwasser Wochenmarkt

Landwasser war ein junger neuer Stadtteil Freiburgs, als am 13.07.1973 einzelne Marktstände, die bereits ihre Waren in Landwasser anboten, zu einem geregelten Wochenmarkt zusammengefasst wurden.

Dies geschah u.a. auf Initiative des Bürgervereins Landwasser. Der Verein Landwasser Wochenmarkt e.V. ist seither der Trägerverein des Landwasser Wochenmarktes. Dieses Jahr sind es 43 Jahre, dass der Landwasser Wochenmarkt jeden Mittwoch und Samstag auf dem Platz der Begegnung seine Verkaufsstände aufbaut und nicht nur die Landwasser-Bevölkerung mit einem breiten Angebot an Waren versorgt.

Reges Leben und Treiben kam mit dem Wochenmarkt auf den Platz der Begegnung in Landwasser. Den Hausfrauen und Hausmännern wurde eine reiche Palette an Obst und Gemüse, Eiern, Wurst und Fleisch sowie Käse angeboten. Brötchen, Gebäck und Brot gibt es natürlich auch im Sortiment. Viele konnten dann auch feststellen, dass der Marktbesuch auch eine Möglichkeit war, bekannte Gesichter zu treffen, sich auszutauschen oder einfach nur ein kleines Schwätzchen zu halten. Neben der Ware konnte man von den Marktleuten auch Rezepte zur Zubereitung des Eingekauften oder sonst Aktuelles erfahren. Damit hat das Stadtteilzentrum an weiterer Bedeutung gewonnen.

Es gab Jahre, da war der nächstgelegene Wochenmarkt auf dem Münsterplatz. Deshalb kamen sehr viele Kunden auch von sehr weit außerhalb nach Landwasser, um hier auf dem Markt einzukaufen. Gerade in den letzten Jahren sind aber in allen Stadtteilen Märkte entstanden, mit sehr unterschiedlichem Sortiment. Das merken natürlich auch die Marktbeschicker in Landwasser. Veränderungen in den Lebens- und Essgewohnheiten tragen auch dazu bei, dass die Kundschaft weniger wird.

Der Rückgang der Kundschaft und die sehr hohen Stand- und sonstige Kosten haben einige Anbieter schon resignieren lassen. Dem Einsatz des Bürgervereins ist es zu verdanken, dass einige Kostenfaktoren niedriger wurden oder sogar weggefallen sind. Dafür auch unser Dank an die Stadtverwaltung, die uns hier entgegen gekommen ist.

Um den Treffpunkt Platz der Begegnung und damit unseren Markt wieder etwas attraktiver zu machen, haben wir gemeinsam mit dem Bürgerverein zwei Aktionen ins Leben gerufen. Im Frühjahr, kurz vor Pfingsten, gibt es einen Kaffee- und Kuchenverkauf und im Spätjahr Zwiebelkuchen mit neuem Süßen. Die Kuchen werden überwiegend von den Marktbeschickern gespendet und die Vorstandsmitglieder des Bürgervereins übernehmen den Verkauf. Der Erlös kommt der Stadtteilarbeit des Bürgervereins zu Gute.


Erschienen in Festschrift “50 Jahre Landwasser” (2016)

Ein Beitrag aus unserer Serie zum Wochenmarkt, siehe www.buergerverein-landwasser.de/wochenmarkt-blog .

Haus der Begegnung

Bereits in den ersten Jahren nach Besiedelung des neuen Stadtteils, machten sich Bewohnerinnen und Bewohner Landwassers Gedanken über ein Gemeinschaftshaus, in dem sich die Menschen des Stadtteils in ihrer Freizeit über alle bestehenden Zusammenschlüsse und Gruppierungen hinaus begegnen möchten. So entstand die Idee, im jungen Stadtteil ein „Haus der Begegnung“ zu errichten.

Im April 1969 wurde der Verein „Haus der Begegnung Freiburg-Landwasser e.V.“ von den beiden Kirchengemeinden, der Stadt Freiburg und weiteren 27 von diesen Institutionen benannten Personen als Träger gegründet.

Im Mai 1971 konnte mit dem Bau des Hauses begonnen werden und am 25. März 1972 fand die offizielle Eröffnung statt. Das Haus wurde sehr schnell zu einer Begegnungsstätte der Kinder und Jugendlichen, wurde aber auch von Anfang an gerne von Vereinen für große Veranstaltungen genutzt. Aufgrund des hohen Zuspruchs und um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Zielgruppen gerecht zu werden, wurde 1980 eine bauliche Erweiterung vorgenommen. Das Haus der Begegnung – kurz: HdB – entwickelte sich in dem jungen Stadtteil zu einer festen Institution.

Im Jahre 2000 zogen sich die beiden Kirchengemeinden aus der Finanzierung des HdB zurück. Es wurde eine neue Satzung beschlossen und die Zusammensetzung des Vorstandes wurde neu festgesetzt, dem nun neben den gesetzten Mitgliedern (vier VertreterInnen der Stadt Freiburg, jeweils eine Vertretung der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde, ein/e VertreterIn der Albert-Schweitzer-Schulen und zwei JugendvertreterInnen) auch vier gewählte, dem Stadtteil verbundene Bürgerinnen und Bürger angehören. Das Haus blieb im Eigentum des Vereins, den die Stadt Freiburg für seine Arbeit bezuschusst.

2012/13 fand in Landwasser ein von der Stadt Freiburg initiierter und vom Bürgerverein Landwasser moderierter Prozess zur Stadtteilentwicklung statt, an dem sich das HdB stark engagierte.

Parallel dazu wurde vom  Verein „Haus der Begegnung Freiburg-Landwasser e.V.“ ein Zuschussantrag bei der Stadt auf Quartiersarbeit gestellt, der für 2013 auch erstmals genehmigt wurde. Im April 2014 konnte im nahe gelegenen Einkaufszentrum ein Quartiersbüro für den Stadtteil vom Verein angemietet werden. Damit konnte die Stadtteilarbeit erweitert werden und bekam einen eigenen – auch finanziell abgesicherten – Status.


Ein Beitrag aus der Festschrift “50 Jahre Landwasser” (2016)

Mehr zum Haus der Begegnung gibt es hier: www.hdb-freiburg.de .

Dort zu finden sind auch ausgewählte Presseartikel zum Haus und zum Stadtteil allgemein: www.hdb-freiburg.de/schatzkiste/presse

Bürgerverein Geschichte


Bürgerverein Logo

Im Juni 1966 zogen die ersten Bürger in den damals neuen Stadtteil Landwasser und im Jahr darauf kletterte die Einwohnerzahl auf über 1.200 kletterte, wobei die Infrastruktur aber noch sehr zu wünschen übrig ließ. Also gründeten 30 „Landwasseraner“ am 26.05.1967 den Bürgerverein, um auf die Stadt Freiburg einzuwirken und aus dem bisherigen Provisorium den noch heute attraktiven Stadtteil zu entwickeln.

Als „Wiege“ des Bürgervereins Landwasser darf man mit Fug und Recht den „Ausspracheabend“ am 28. April 1967 bezeichnen, zu dem der damalige Stadtrat, Walter Haas, interessierte Mitbürger von Landwasser in die Albert-Schweitzer-Schule eingeladen hatte. Neben Fragen der baulichen und landschaftlichen Gestaltung des Stadtteils sollten die Anliegen und Probleme, die für das Leben der Menschen in einer Gemeinde von Bedeutung sind, angesprochen werden, z. B. Kindergärten, Spielplätze, Einkaufsmöglichkeiten, Gestaltung des Baggersees oder Fußgängerwege; denn Landwasser war zu diesem Zeitpunkt weit davon entfernt, ein funktionsfähiger Stadtteil zu sein.

Der “Rote Otte”: das Wahrzeichen von Landwasser

Am 21.07.1967 wurde im Rahmen einer Mitgliederversammlung die Satzung beschlossen.

Peter Lukas, heute Ehrenmitglied, war der erste 1. Vorsitzende des Vereins.

Die oben beschriebenen Zeiten sind glücklicherweise überwunden, und Landwasser entwickelte sich zu einem angesehenen Wohnquartier, wobei der Bürgerverein mit den jeweiligen Vorsitzenden immer die Interessen der Bürgerschaft gegenüber der Stadt und anderen Institutionen vertrat:

– Peter Lukas 1967 – 1971
– Henning Wellbrock 1971 – 1981
– Olaf Srowig 1981 – 1988
– Rudi Weller 1988 – 2000
– Ralf Fütterer 2000 – 2010
– Wolfgang Klinger  2010-2016
– Dieter Dormeier 2016-2021
– Folkmar Biniarz seit 2021

Die Satzung beschreibt den konfessionell und parteipolitisch unabhängigen Verein als Zusammenschluss von Einwohnern und Freunden Landwassers, der ausschließlich gemeinnützige Zwecke verfolgt und die Interessen der Bürger gegenüber der Stadtverwaltung und anderen Institutionen wahrnimmt. Besondere Ziele sind die Gestaltung und Förderung des kulturellen und öffentlichen Lebens im Stadtteil Landwasser sowie das familiengerechte Wohnen in einem kinderfreundlichen Umfeld.

Der damalige „Vorzeigestadtteil“ ist aber in die Jahre gekommen. Die Bevölkerungsstruktur hat sich wesentlich verändert, die Bausubstanz ist teilweise sehr sanierungsbedürftig, die für einen Stadtteil mit einem hohen Altersdurchschnitt erforderliche „Barrierefreiheit“ fehlt in wichtigen Bereichen, die Verkehrsprobleme, insbesondere des sogenannten ruhenden Verkehrs, haben stark zugenommen.

Landwasser hat heute ca. 7.000 Einwohner, und fast die Hälfte unserer Bürger (oder ihre Familien) kommt aus einem von rund 35 verschiedenen Ländern. Unser Stadtteil besitzt, auch durch die erfolgten bzw. noch laufenden oder geplanten Renovierungs- und Sanierungsarbeiten, einen hohen Wohnwert und seine Umgebung bietet viele Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten.

Die Schwerpunkte unserer Arbeit sind u.a.:

– Stadtteilentwicklung
– Verkehrsproblematik
– Miethäuser und Einkaufszentrum
– Bürgergespräche (mit Teilnehmern aus Politik und Wirtschaft)
– Kontakte mit der Stadt Freiburg, den Kirchen, Schulen, dem HdB und anderen Vereinen und Institutionen
– Neujahrsempfang / Märkte
– Kulturelle Veranstaltungen
– Stadtteilfest (Vereinsgemeinschaft)
– Kinderfest und Martinsumzug


In Teilen übernommen aus der Festschrift “50 Jahre Landwasser” (2016)

Der Moosweiher

Geschichte als Kiesgrube

Der Moosweiher entstand zwischen 1961 und 1962 als Kiesgrube. Es war eine von vielen Kiesgruben, die entlang der Autobahn A 5 vorzufinden sind. Der abgebaute Kies war erforderlich, um den Damm für die Autobahn (Hochlage) aufzuschütten. Und teure Transportkosten mussten vermieden werden.

Der Baggersee war damit nach Fertigstellung der Autobahn und schon vor der Entstehung Landwassers ein begehrter Badesee, wenn auch in seiner Struktur sehr wild. Er hat am 19.8.1966 vom Freiburger Gemeinderat den Namen „Moosweiher“ erhalten. Der Baggersee ist etwa 11 m tief. Beim Moosweiher ist die gleichbleibende Höhenlage des (Grund-) Wasserspiegels festgelegt durch das Überlauf-Bauwerk am Nordufer bei der „Vogelinsel“. Damit wird eine permanente Erneuerung des Wassers erreicht.

Anfangs befand sich eine kleine Insel (Sandbank) im See. Aus meiner persönlichen Erinnerung ca. 1,5 m über dem Wasserspiegel, eine Seite steil abfallend. An dieser Seite passierten leider viele Unfälle, da Kopfsprünge im Kies endeten. Die Insel wurde durch das Technische Hilfswerk (THW) am 6.8.1965 weggesprengt und liegt jetzt ca. 1 m unter dem Wasserspiegel. Viele Schwimmer nutzen die Möglichkeit, diesen „Zielpunkt“ zum Ausruhen zu benützen, bevor der Rückweg im Wasser angetreten wird.

Noch in der Anfangszeit des Baggersees streckten einige Vereine und Investoren (wie man sie heute nennen würde) ihre Fühler aus und wollten Teile pachten. Dem ist der Bürgerverein Landwasser massiv entgegengetreten. Unter anderem mit dem Hinweis gegenüber dem Oberbürgermeister, dass damals schon der See bei gutem Badewetter von rd. 1.200 Badegästen besucht wurde (der Stadtteil Landwasser hatte damals gerade erst 2.000 Einwohner) und damit das öffentliche Interesse an diesem Erholungsbereich größer zu bewerten war als die Einzelinteressen von Vereinen und Investoren. Die allgemeine Zugänglichkeit des Seebereiches wäre bei einer Vergabe mit Sicherheit nicht mehr gewährleistet gewesen.

Erholungsraum und Rekultivierung

Rückblickend kann festgestellt werden, dass alle Bemühungen um diesen Erholungsraum eingemündet sind in ein stadtplanerisches Konzept des freien Zugangs für jedermann.

Im Zuge der vom Gemeinderat beschlossenen Rekultivierung des Moosweihers begann das damalige Gartenamt 1968 damit, Wege und Freizeitanlagen um diesen See anzulegen. Auch die „Vogelinsel“ wurde in diesem Zusammenhang neu angelegt. Seitdem hat sich der Moosweiher zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt – sehr wichtig für die hier lebenden Menschen und ist zugleich auch wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

Sitzmöglichkeiten, Spielplatz für Kinder, Minigolf-Anlage, Sportgelände der Sportgemeinschaft Landwasser, Tischtennisplatten und eine große Half-Pipe für Skateboarder und seit kurzem auch ein Senioren-Fitnessgerät bieten Abwechslung. Beschattete und unbeschattete Wege, Sitzmöglichkeiten und Liegewiesen bieten viele Möglichkeiten. Eine Restauration mit großer Außenterrasse rundet das Angebot ab. Der Moosweiher ist sowohl für die ältere Generation als auch für Jugendliche gut geeignet. Der nahe gelegene Mooswald bietet zudem allen Wanderfreunden einige Wege zum Erkunden.

Der See selbst ist ein beliebtes Badegewässer mit guter Wasserqualität. Viele Jahre fand hier der überregional bekannte „Landwasser-Triathlon“ statt, zu dem immer wieder über 500 Teilnehmer kamen. Die Liegewiesen um den See sind sauber, ausgenommen am großen Grillplatz. Dort wird häufig nach abendlichen Partys der Müll einfach liegengelassen. Gut, dass die Mitarbeiter der Stadt Freiburg am Moosweiher aufräumen und traurig, dass es Mitbürger gibt, die nicht wissen, wie sie sich zu benehmen haben.

Der Moosweiher ist aber nicht nur ein gut besuchtes Naherholungsgebiet, sondern zugleich auch ein wertvolles Biotop. Außer quakenden Fröschen (Wappentier des Stadtteils), Enten, Schwänen, Graureihern und Kormoranen fallen am Moosweiher auch exotische Tiere auf. Schon vor vielen Jahren wurden dort nordamerikanische Wasserschildkröten ausgesetzt, die gerne mal ein Sonnenbad am Ufer nehmen. Das scheinbar harmonische Bild täuscht. Die Tiere sind unser Klima nicht gewohnt und daher oftmals geschwächt oder krank. Einige Zeit konnte man auch mehrere Nutrias im See und am Ufer bestaunen.

Im April 2004 errichtete der Bürgerverein Landwasser gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 5 der Albert-Schweitzer-Schule und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung Stadtgrün einen Schutzzaun für ein Biotop in der Nordwestecke des Moosweihers. Im Laufe der folgenden Jahre wurde der Zaun allerdings niedergetrampelt. Es gab Leute, die trotz dichtem Bewuchs hinter dem Zaun dort unbedingt ans Ufer wollten. Zwischenzeitlich hat das Garten- und Tiefbauamt nach entsprechenden Bemühungen des Bürgervereins Landwasser in diesem Bereich einen stabilen Zaun errichtet, um das Biotop zu schützen.

Was den Moosweiher vor allem ausmacht, ist seine schöne Grünanlage. Viele große, stämmige Laubbäume spenden den Besuchern Schatten. Für die Sonnenanbeter unter uns finden sich natürlich auch Stellen, an denen man sich bräunen kann. Sitzbänke sind rund um den See genügend vorhanden. Der Einstieg ins Wasser fällt an manchen Stellen sehr schwer. Die „Buchten“ sind von der Stadt mit scharfkantigem Schotter aufgeschüttet worden, dies verärgert viele Besucher, die darauf kaum gehen können. Die Bemühungen des Bürgervereins, die Hecken an den Einstiegsstellen breiter zurück zu schneiden (damit die Eltern ihre badenden Kinder auch im Auge behalten können) und an Stelle des Schotters Kies oder in einigen Bereichen sogar Sand aufzuschütten, finden bei der Stadt (Umweltschutzamt) leider wenig Gehör.

Weitere Probleme gibt es damit, dass der Badesee inzwischen weit über die Grenzen Landwassers hinaus bekannt und beliebt ist. Das verursacht insbesondere an den Wochenenden im Sommer immer wieder ein Verkehrs- und Parkchaos. Dass dann einige noch meinen, über die Fuß- und Waldwege zum Grillplatz mit dem Auto fahren zu müssen, bereitet auch wenig Freude. Unsere Bemühungen, durch Kontrollen dagegen anzugehen, zeigten bisher wenig Erfolg und wir können nur hoffen, dass sich das mal ändert.

Und dann gab es in den vergangenen Jahren immer häufiger Menschen, die in Wilderer-Manier fischen, jagen und „bei Bedarf“ Tiere erschlagen. Tote oder verletzte Schwäne und erschlagene Nutrias legen Zeugnis darüber ab. Da steht man zunächst mal machtlos gegenüber.

Ich möchte den Artikel nicht abschließen, ohne noch Axel Senn † zu erwähnen. Gärtnermeister aus Leidenschaft und aktiver Bürger in Landwasser. Für den Mooswald und vor allem den Moosweiher hat er sich engagiert eingesetzt. Seine Broschüre „Der Moosweiher“ hat er vor 25 Jahren allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern gewidmet. Ich konnte dieser Broschüre einige wichtige Informationen entnehmen.

Wolfgang Klinger

(Aus Festschrift “50 Jahr Landwasser”, 2016)


Ein Beitrag aus unserer Serie zum Moosweier, siehe www.buergerverein-landwasser.de/moosweiher-blog  .

 

Landwasser gestern und heute

Im Frühjahr 1963 erteilte die Stadtverwaltung Freiburg der GEWOG, einer Gesellschaft der Unternehmensgruppe NEUE HEIMAT, den Auftrag, die Möglichkeiten einer Stadterweiterung zum Zwecke des Wohnungsbaues im Gebiet Landwassermatten/Mooswald zu untersuchen.

Am 28. April 1964 beschloss der Freiburger Gemeinderat aufgrund der vorgelegten Planung den Bebauungsplan für einen ganz neuen Stadtteil im Westen der Stadt, für das Gebiet „Landwassermatten“, ein sumpfiges Waldgebiet. Im Frühjahr 1965 begann mit dem ersten Spatenstich die Bautätigkeit und im Juni 1966 konnten die ersten Bewohner einziehen. Bereits im Februar 1968 wurde die tausendste Wohnung bezogen. Die Bebauung war eine geplante Mischung von Hochhäusern und großen Wohnblocks einerseits, andererseits von Bungalows und Einfamilienhäusern am südwestlichen Rand des Wohngebiets.

Bewohner waren vorwiegend junge Familien, die hier relativ preisgünstigen Wohnraum fanden. 1971 wurde mit dem Bau von Landwasser-Mitte begonnen, das insbesondere durch die sog. „Max- und Moritzbauten“ in der Wirthstraße in Erscheinung tritt. Das sind elf 6- bis 18-stöckige Mietshäuser – ein stark verdichteter Hochhauskomplex mit Sozialwohnungen im Stil jener Jahre – mit insgesamt 325 Wohneinheiten. Dadurch wurde ein weiterer Bevölkerungszuwachs bewirkt.

Die höchste Einwohnerzahl wurde 1975 mit 9423 Einwohnern erreicht.

In historisch gewachsenen Strukturen stellt in der Regel der Ortskern den zentralen Treffpunkt dar. Auch in Landwasser übernimmt diese Aufgabe das Stadtteilzentrum, auch wenn dieses nicht über die Jahre gewachsen, sondern planerisch lanciert worden ist. Maßgeblich geprägt wird es durch das Einkaufszentrum (EKZ) sowie verschiedene soziale Infrastruktureinrichtungen, die sich alle um den Platz der Begegnung gruppieren. Auf diesem Platz befindet sich auch der Marktplatz, auf dem zweimal wöchentlich ein Bauernmarkt seine Waren anbietet. Hier laufen auch Hauptfußwege zusammen, hier sollte der Mittelpunkt des neuen Stadtteils sein.

Neben dem evangelischen Zachäus-Gemeindezentrum befinden sich hier das Gemeindezentrum der katholische Kirche St. Petrus Canisius einschließlich der beiden konfessionellen Kindergärten, das Haus der Begegnung (HdB), die Albert-Schweitzer-Schulen (ASS) mit Grundschule, Werkreal- und Förderschule (heute Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen, kurz: SBBZ Lernen) sowie die Kindertagesstätte Landwasser. Das Stadtteilzentrum ist somit die räumliche und funktionale Mitte des Stadtteils.

Weitere Einrichtungen ergänzten im Laufe der Jahre die Infrastruktur Landwassers. Das Krankenhaus der evangelischen Diakonie mit dem Pflegezentrum Landwasser speziell für Demenzerkrankte
und dem Haus Landwasser sowie eine private Praxisklinik, ein Dialysezentrum, die Freie Christliche Schule und ein überregionales Ausbildungszentrum der Handwerkskammer finden sich in der Wirthstraße. Ein Heizwerk, das Gas aus einer nahe liegenden, stillgelegten Mülldeponie nutzt, versorgt einen Teil der Wohnungen mit Fernwärme. Entlang der Auwaldstraße haben sich das Regionale Rechenzentrum, eine Tankstelle und ein Autohaus angesiedelt, wo bei das Autohaus in den ver-gangenen Wochen seine Pforten geschlossen hat.

Im Spechtweg gibt es seit über 30 Jahren eine Seniorenwohnanlage mit Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, im EKZ ist seit über einem Jahr das Quartiersbüro für den Stadtteil untergebracht.

Am Nordrand des Stadtteils, fernab der Wohnbebauung an der Autobahn, befinden sich das Tierhygienische Institut Freiburg (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt) und eine Kleintierklinik. Darüber hinaus gibt es Arztpraxen, Bank und Sparkasse, Dienstleister, Lebensmittelversorgung (Vollsortimenter und Discounter) und Kleingewerbe.

Die Planung Landwassers sah vor, möglichst weitgehend den Fußgänger- vom Fahrverkehr zu trennen. Große Teile des Fußwegnetzes sind vom Straßenverkehr vollkommen losgelöst. Während die Fahrzeuge von der Peripherie her an das Wohngebiet herankommen, bleibt die innere Zone den Fußgängern überlassen.

Der Entwicklung unnötigen Verkehrsaufkommens sollte durch Konzentrierung der hohen Bebauung in der Nähe des Hauptstraßenanschlusses vorgebeugt werden. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln war Landwasser anfänglich lediglich über eine Omnibuslinie erreichbar. Endhaltestelle war die heute noch vorhandene Wendeschleife Moosgrund. Diese Linie wurde abgelöst mit der Inbetriebnahme der Stadtbahnlinie 1 am 14.6.1985 und damit dem Ausbau der Endhaltestelle „Am Moosweiher“ zu einem Verkehrsknoten mit der Anbindung von Hochdorf und der March. Der damalige OB Dr. Rolf Böhme betätigte sich bei der Jungfernfahrt zunächst als Schaffner und das letzte Stück ab Paduaallee auch als Fahrer der Straßenbahn. Kinder von der Albert-Schweitzer-Schule I und weitere Gäste begrüßten die Straßenbahn mit Wimpeln und Blumen an der Endhaltestelle. Anschließend gab es ein großes Fest auf der Wiese am Moosweiher. Die Verlegung des Haltepunktes der Breisgau-S-Bahn vom Stadtteil Mooswald nach Landwasser brachte eine weitere Erschließung des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs.

Wahrzeichen des Stadtteils ist der „Rote Otto“, eine zwölf Meter hohe rote Figurengruppe aus Polyester und Beton, die 1973 an herausgehobener Stelle aufgestellt wurde. Die formal stark reduzierten Figuren von Mann und Frau des Künstlers Eberhard Rau können sich im oberen Bereich der Plastik je nach Luftbewegung drehen. Witterungsbedingt hatte die Plastik in den vergangenen Jahren stark gelitten und es wurde von der Stadt in Erwägung gezogen, diese aus Sicherheitsgründen abzureißen. Der Bürgerverein Landwasser hat sich mit Unterstützung zahlreicher Befürworter erfolgreich für den Erhalt des Roten Otto eingesetzt und so konnte eine Sanierung der Plastik 2014/2015 durchgeführt und am 4.8.15 rechtzeitig zum Jubiläum durch OB Dr. Salomon und Baubürgermeister Prof. Dr. Haag den Landwasseranern wieder übergeben werden.

Landwasser liegt im Nordwesten der Stadt Freiburg, circa 4,5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und umfasst rund 125 Hektar. Davon sind 70 Hektar Siedlungsfläche (Gebäude und Grundstücke), rund 35 Hektar Verkehrsfläche (wie Straßen und Plätze) und rund 20 Hektar unbebaute Fläche (wie Wälder und Wasserflächen). Nördlich angrenzend befindet sich der Stadtteil Hochdorf, im Nordosten liegt Brühl, Mooswald im Südosten und Lehen im Westen. Allerdings gibt es verschiedene naturräumliche und verkehrsinfrastrukturell bedingte Zäsuren zwischen Landwasser und seinen Nachbarstadtteilen. Die Begrenzung nach Westen ist der Lehener Berg, nach Norden die Bundesautobahn 5 (BAB 5). In nordöstlicher Richtung wiederum verläuft die Bahntrasse der Breisgau S-Bahn (BSB) und im Süden die Paduaallee. Der Stadtteil ist demnach von drei Seiten von großen Verkehrsinfrastrukturen umschlossen.

Doch trotz dieser „Insellage“ präsentiert sich Landwasser aufgrund seiner kompakten Siedlungsstruktur und seines ausgeprägten grünen Siedlungsrandes weitestgehend als ruhiger Wohnstandort.

Wolfgang Klinger


Aus Jubiläumsheft “50 Jahre Landwasser” (2016)

 

1000 Jahre Moosgarten (I)

Der Mooswald im Bereich den heutigen Landwasser war als sumpfiges Waldgebiet für lange Zeit kein Raum, der sich zur Besiedlung anbot: schon allein wegen der Mücken, die nicht nur lästig, sondern in früheren Zeiten auch noch viel stärker Krankheits-Überträger waren. Als Beitrag zur Festschrift “25 Jahr Freiburg-Landwasser” (1991) erarbeitete Rolf Eilers einen Rückblick auf die früheren Jahrhundert der Nutzung des “Moosgartens”, also des Bereichs, im dem heute der Stadteil Freiburg-Landwasser liegt (Einzelexemplare der Festschrift im Archiv des Bürgervereins). Nachfolgend Auszüge aus dem Beitrag von Rolf Eilers (hier Teil 1).


Das sumpfige Mooswaldgebiet

Bis zur Gründung unseres Stadtteiles Landwasser im Mai 1966 konnte das sumpfige Mooswaldgebiet nie besiedelt werden. Selbst im Rahmen der Völkerwanderung und der alemannischen Landnahme im 4. bis 5. Jahrhundert bot der Mooswald „keine günstigen Voraussetzungen zur Entwicklung einer intensiven Siedlungs-und Kolonisationstätigkeit“, berichtet Dr. Helmut
Brandl in seiner Dissertation „Der Stadtwald von Freiburg“.

Auf die erste urkundliche Erwähnung stoßen wir im Jahre 1008. Damals verlieh König Heinrich II. (973—1024, 1002 Kaiser) dem Bischof von Basel, namens Adalbero, und dessen Kirche den Wildbann in einem Teil des Auwaldes der Freiburger Bucht. Der räumliche Umfang wurde in der Urkunde genau festgelegt. Die Grenze verlief von Tiengen über St. Georgen, Wiehre, Adelhausen, Herdern, Zähringen, Gundelfingen, Vörstetten, Reute, Bötzingen, Gottenheim, Waltershofen, Opfingen. Hierbei ist zu bedenken, daß alle Siedlungen damals nur aus wenigen Höfen bestanden, so daß die Inanspruchnahme von Feld und Wiesen wie auch Brenn- und Bauholz sehr gering war; der Waldsaum reichte im 11. Jahrhundert noch sehr nahe an die Dörfer heran.

Spätestens im Jahre 1079 gelangte der Mooswald in den Besitz des Herzogs Berthold II. von Zähringen. Die Herzöge von Zähringen waren als Vögte und Verwalter des Reichsgutes im Breisgau berechtigt, den Bürgern der Stadt Freiburg Rodungsbezirke zur Anlegung von Feldern und Waldnutzungsbezirke zuzuweisen. Da der Holzbedarf der umliegenden Gemeinden damals sehr gering war, gab es auch noch keine festen Gemarkungsgrenzen. Erst nachdem das vor den Stadtmauern liegende Eschholz weitgehend abgeholzt war, mußte noch lange vor dem Aussterben der Herzöge von Zähringen ım Jahre 1218 der Mooswald als letzte Reserve der Stadt zugeteilt werden.

Eine systematische Holznutzung setzte im Mooswald allerdings erst im Jahre 1554 ein, Sie diente fast ausschließlich zur Versorgung der Stadtverwaltung und der städtischen Bediensteten mit Brennholz. Das „Moosholz“ wurde im Winter gehauen, konnte jedoch wegen der starken Überschwemmungen im Frühjahr stets erst im Sommer in die Stadt transportiert werden. Durch
diese lange Lagerung gab es Holzverluste, die unter der Rubrik „im Mooswald Holz aus dem Wasser tragen“ als „Abgang“ verbucht worden sind.

Mooswald-Nutzung in vergangenen Jahrhunderten

Über die weitere geschichtliche Entwicklung berichtet Helmut Brandl in seinem Aufsatz „Vom Wert des Mooswaldes gestern, heute und morgen“ im „Freiburger Almanach“ 1973: „Wenn man noch heute alte, mächtige Eichen mit weitausladenden Kronen im Mooswald findet, so steht man vor den letzten Zeugen einer alten Form der städtischen Waldnutzung, die im 12. und 13. Jahrhundert ihren Anfang nahm. Bereits in jener Zeit hatte sich die Stadt das volle Eigentum an diesem großen Waldgebiet vor ihren Toren gesichert und konnte nun die Nutzung nach ihren Bedürfnissen regeln.

Ausgangspunkt der Nutzung des Mooswaldes war ein besonderes Produkt dieses Auewaldgebietes: die Eichen lieferten mit ihren Früchten ein gesuchtes Mastfutter für die Schweine, die im Mittelalter bis ins 17. und 18. Jahrhundert in den Haushaltungen der Freiburger Bürger gehalten wurden. Die Behandlung des Waldes wurde daher darauf abgestellt, eine möglichst ergiebige „Eichelmast“ zu erzielen. Dies bedeutete eine strikte Schonung der Eichen, die zu mächtigen, 200- bis 300jährigen Bäumen heranwuchsen. Das Unterholz wurde zur Gewinnung von Brennholz und zur Schaffung von zusätzlichen Weidemöglichkeiten für das Rindvieh in regelmäßigen Abständen (etwa alle 10 bis 30 Jahre, im Durchschnitt alle 24 Jahre) auf größerer Fläche (sogenannten Schlägen) herausgehauen. Dieses System der Waldnutzung wurde im Laufe der Zeit zu einer besonderen Form der Waldwirtschaft, der sogenannten Mittelwaldwirtschaft, entwickelt.

Genaueren Einblick in diese Waldnutzung mit Schweineeintrieb im Herbst, Rindviehweide im Frühjahr und Sommer und Holznutzung im Winter geben Aufzeichnungen im Stadtarchiv aus der Zeit nach 1540.“ In der Blütezeit des Schweinebetriebs im 16. Jahrhundert wurden jährlich bis zu 1000 Schweine zehn Wochen lang in den Mooswald getrieben und sogar aus Städten wie Kenzingen und Rheinfelden hertransportiert. Daher war das Fällen von Eichen schon 1435 unter Strafe verboten. Zur Nachzucht wurde sogar ein „Eichelgarten“ angelegt.

Durch die Eichelmast konnte dem Schweinefleisch die erforderliche Würze verliehen werden, denn die aus orientalischen Ländern importierten Gewürze waren für den Normalbürger viel zu teuer. Erst durch die Einwanderung italienischer Handelsleute vom Comer See nach Südwestdeutschland ab etwa 1680 konnten neben Südfrüchten, Kaffee und weiteren Delikatessen auch die notwendigen Gewürze zu erschwinglichen Preisen eingekauft werden. Während Helmut Brandl den Rückgang der Eichelmast nach dem dreißigjährigen Krieg auf einen Klimawechsel in Mitteleuropa zu mehr kühlfeuchtem Wetter zurückführt, sehe ich die Ursachen eher in dem einsetzenden Gewürzhandel.

Auch nach der Aufgabe der Eichelmast im Mooswald wurde die Mittelwaldwirtschaft weitergeführt und ım 19. Jahrhundert im Zuge der Einführung geordneter Forstwirtschaft systematisch betrieben mit dem Ziel, starkes und wertvolles Eichenholz zu erzeugen, das durch den zusätzlichen Export nach Holland auf dem Rhein außerordentlich an Wert gewann.
Zunächst mußten allerdings die Voraussetzungen für einen effektiven Abtransport des Holzes geschaffen werden. In einem Gutachten, das der Geometer Johann Georg Meyer im Auftrag der Stadt 1781 abgab, schlug er zur Verbesserung der Forstwirtschaft eine Entwässerung durch Sammlung aller von der Stadt kommenden Bäche und deren Ableitung nach Norden vor. Erst im Jahre 1793 wurde von dem Waldmeister Alois Wannenmacher und seinem Adjunkt Peter Zähringer ein Plan zur Trockenlegung und Erschließung des Mooswaldes durch den Bau einer Richtstatt quer durch den ganzen Wald vorgelegt. Der Wegkörper sollte erhöht sein, die Weggräben sollten als Abzugsgräben gebaut werden. Das Vorhaben wurde 1794 in Angriff genommen und im Jahre 1808 zu einem Teil fertiggestellt. Damit wurde ein wesentlicher Schritt zur Verbesserung des versumpften Mooswaldes getan.

In einem Bericht „Summarische Visitation der Waldungen“ vom Juli 1850 wird lobend ausgeführt: „Der Mooswald ist seiner Länge nach von einem Hauptabfuhrweg durchschnitten. Auf ihn münden die Entwässerungsgräben, welche sowohl als Schlaglinien als auch als Abfuhrwege dienen und hierzu ganz gut eingerichtet sind. Solches ist zwar ungewohnt und eigenthümlich, aber sehr praktisch, und es darf deshalb nichts geschehen, als diese nützliche Einrichtung beizubehalten.“ Seitdem führt der Fahrweg von Landwasser-Mitte nach Gundelfingen den Namen „Große Richtstatt“: die Holzstämme wurden auf den im Frühjahr mit Hochwasser gefüllten Gräben zur „Großen Richtstatt“ geflößt und dort zum Abtransport gerichtet.

„Erst nach 1900 wurde im Mooswald die vorsichtige Überführung der Mittelwaldbestände in Hochwald eindabei auf zwei Wegen: die geringwertigsten Bestände wurden eingeschlagen und die Flächen neu angepflanzt, während jüngere, besser veranlagte Bestände durch Pflegeeingriffe langsam in Hochwald überführt wurden. 1960 waren bereits rund 95 Prozent aller Bestände Hochwald“, führt Helmut Brandl aus.


Auszug aus Festschrift “25 Jahr Freiburg-Landwasser” (1991), erarbeitet von Rolf Eilers ( weiter zu Teil 2  ).

1000 Jahre Moosgarten (II)

Der Mooswald im Bereich den heutigen Landwasser war als sumpfiges Waldgebiet für lange Zeit kein Raum, der sich zur Besiedlung anbot: schon allein wegen der Mücken, die nicht nur lästig, sondern in früheren Zeiten auch noch viel stärker Krankheits-Überträger waren. Als Beitrag zur Festschrift “25 Jahr Freiburg-Landwasser” (1991) erarbeitete Rolf Eilers einen Rückblick auf die früheren Jahrhundert der Nutzung des “Moosgartens”, also des Bereichs, im dem heute der Stadtteil Freiburg-Landwasser liegt (Einzelexemplare der Festschrift im Archiv des Bürgervereins). Nachfolgend Auszüge aus dem Beitrag von Rolf Eilers (Teil II):

Der Einfluss des Wassers

Über die geologische Lage von Landwasser hat Otto Scheuring im „Landwasserboten“ Nr.3 vom August 1968 berichtet: „Die Gewässer des Höllentals haben ım Laufe der Zeit gewaltige Schuttmassen aus dem Schwarzwald herausgeschleppt. Die Vorberge der Freiburger Bucht zwangen zur Ablagerung, so daß sich ein von Ost nach West abfallender Schutthang bildete. Zwischen Freiburg und Hugstetten besteht eın Höhenunterschied von 64 Metern. Es ist daher begreiflich, daß sich das Wasser im Gebier unseres Stadtteils staute und das Land versumpfte. In mehrere Arme geteilt durchfloß die Dreisam das Gebiet und änderte bei jedem Hochwasser den Lauf. “Auch die beiden Lehener Wasserschlösser lagen im Bereich eines solchen Wasserarmes, der östlich des Lehener Berges entlang durch unsern heutigen Stadtteil floß.

Mooswald mit Lehen und Betzenhausen. Ausschnitt vom Korntawer-Plan von 1608 (Stadtarchiv Freiburg)

Dies änderte sich erstmals, als die Franzosen bei der Belagerung Freiburgs das Wasser der Dreisam abgruben und umleiteten, und dann für immer in den Jahren 1817 bis 42 mit der Regulierung des Flusses. Bis dahin waren ausgedehnte Flächen längs der Dreisam Odland, bedeckt mit Sand, Geröll und wildem Gestrüpp. Der östliche Dreisamarm war noch bis vor 150 Jahren erhalten. Er wurde mit einem Damm abgeriegelt, dem heutigen Weg von der katholischen Kapelle zum Lehener Berg (Weiherweg), und zu zwei Seen aufgestaut, dıe von den Freiburgern als Fischweiher verwendet wurden. Beide sind heute ausgetrocknet. Nur noch der Lehener Gewann-Name Weiher weist darauf hin, wie auch die Flurbezeichnung Krist Hinweis auf das Strauch- und Sumpfgelände gibt. Um einige alte Eichenbestände siedelte sich ein lichter Auwald an, durchsetzt mit freiem Wiesengelände, das den Freiburgern zur Viehweide diente.

Für die Lehener war das Gewann unterhalb des Bergles der „Sauwasen“. Der Name läßt den Verwendungszweck unschwer erkennnen, Die erste urkundliche Erwähnung des Namens „Landwasser“ findet sich im ersten Gemarkungsplan der Stadt Freiburg, welcher im Jahre 1608 von dem Apotheker Dr. Job Korntawer im historischen Kassenraum der Sparkasse Freiburg an die Wand gemalt worden ist. In der Beschreibung hat Dr. Korntawer dazu festgehalten: „Zwischen solchen beiden steinen (Grenzsteine) gehet die landstraße und das Landwasser am Vogelbächlin dem Hunberg (Lebener Bergle) zur.“ Die „Landstraße“ ist mit der Führung der heutigen Elsässer Straße identisch und wird urkundlich ab 1432 als „Landweg“ erwähnt. Dagegen stoßen wır auf die Existenz des Landwasserbaches erstmals in einer Grenzbeschreibung von 1582: „Vonn dannen hinauf biß an Rechten Landtweg stöht aber ein marckhstain am Bechlin hat Zwey Creiß.”

Daraus ist der Schluß zu ziehen, daß der neben der Landstraße fließende Bach mit der Zeit den Namen „Landwasser“ bekam, während der Mooswald ım Bereich des Stadtteils Landwasser stets als „Moosgarten“ bezeichnet wurde. Für den Bach erscheint die Bezeichnung „Landwasser“ in den Grenzbeschreibungen erst ab 1722 regelmäßig. Allerdings hat Dr. Korntawer auf seinem Gemarkungsplan das „Landwasser“ mit dem „Landweg“ versehentlich verwechselt. Deutlich erkennbar ist ım Bereich des heutigen Specht-, Häher- und Eulenwegs eine Wiesen matte namens „Lehmerwinkel“. Sie ist seit 1544 urkundlich belegt und wurde von den Bauern in Lehen sicherlich – als Viehweide genutzt, zumal das früher durchfließende Eichbächlein 1752 auch als „Herdeichbächlein“ erwähnt wird.

Der nächste Gemarkungsplan wurde im Jahre 1644 von einem französischen Kartographen hergestellt: „Carte des environs de Fribourg pour Pintelligence de la campagne d’ Allemagne“. Auf ihm ist erstmals zwischen dem Lehener Bergle und dem Landweg ein recht großer See eingetragen, der im Korntawer-Plan von 1608 noch fehlt, aber die Angaben von Otto Scheuring insoweit bestätigt.

Unter den Fischerei-Akten des Stadtarchivs Freiburg befinden sich Archivalieznur Entstehung und späteren Trockenlegung. Am 26. 12. 1604 machte der Amtmann und Schaffner Ulrich Schnell eine schriftliche Eingabe an den Stadtrat: Schon vor etlichen Jahren seı über die Anlegung eines Fischweihers in dem hinter der Lehener Kirche gelegenen großen „Morastbezirk“ beratschlagt worden, der „weder Leuth noch dem Vieh dienlich, auch nit zu Beholzung noch der Weydt zu gebrauchen“ sei. So wird auf etliche kleine, in Günterstal bereits angelegte Fischweiher hingewiesen. Im Morastgebiet seien mehrere Brunnenquellen vorhanden, die nur gefaßt werden müßten.

Am 14. 2. 1617 mußte der Amtmann Ulrich Schnell den Stadtrat nochmals an seinen alten Vorschlag erinnern, ehe mit der Planung ernsthaft begonnen wurde. Nach dem erhaltenen Bauplan sollte der See an seiner vorderen Staumauer im Westen 670 Schuh (= 212 m) lang werden, an der nördlichen Seite eine Länge von 1060 Schuh (= 336 m) und an der Hinterseite im Osten sogar eine Länge von 1440 Schuh (= 456m) erhalten. Bei dieser Größe hätte der See durchweg die heutigen Wendeschleifen von Specht-, Häher- und Eulenweg erreicht. Tatsächlich endete er aber hinter dem AWOSeniorenheim, wo das Ende der nördlichen Staumauer mit einem Bogen nach Südwesten noch sichtbar ist und anschließend ein Waldweg entlang großer Eichen Richtung Lehener Bergle führt. Der Fischweiher wurde folglich nur halb so groß ausgeführt wie geplant.

Die Arbeiten für die Errichtung der beiden Staumauern mit Hilfe von Handwerkern und 30 Arbeitern dauerten von 1619—22. Aus den ab 1788 erhaltenen Abrechnungen ist ersichtlich, daß Hechte, Karpfen und zeitweise auch Schleie darin gezüchtet wurden. Alle drei Jahre wurde der See vom städtischen Fischermeister mit Netzen „ausgefischt“, der Verkauf erfolgte in der Fischerau. Anschließend gelangten neue „Sez-Fische“ vom „Birkenreute-Weier“ in das Fischwasser. Birkenreute war ein städtischer Gutshof auf der Gemarkung Kirchzarten am Zastlerbach, hinter dem Segelflug-Gelände gelegen. Außer: den gefaßten Brunnenquellen erfolgte die Wasserzufuhr durch den Vogelbach, das Eichbächle (in Höhe des Spechtwegs) sowie das ab 1749 erwähnte Weiherbächle
(in Höhe des Häherwegs).

Gewann-Namen und Beschreibung

In einem „Grundriß des Moosforstes der Großherzoglichen Stadt Freiburg“, der 1807 von Martin Duschuneck ausgeführt wurde, werden auch erstmals die Gewann-Namen von Landwasser ab 1772 genannt, die bis zur Bebauung im Herbst 1964 erhalten geblieben sind. So lag der Stadtteil Landwasser-Süd zwischen EIsässer Straße und Lehener Bergle im Gewann Rotschachen. Matthias Lexers Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch (1976) erklärt den „Schachen“ als einzeln stehendes Waldstück oder Vorsaum eines Waldes, während die hiesigen Historiker darunter auch einen „lichten
Wald“ verstehen. „Rotschachen“ deutet mit Rücksicht auf den sehr feuchten Boden im Mooswald auf den Wuchs von Roterlen hin.

Aus der Gewannbeschreibung von Martin Duschuneck geht hervor, daß der Moosweiher und das westliche Wohngebiet von Landwasser bis etwa in Höhe der Tankstelle „Hagenmatt-Schachen“ genannt wurden und ‘aus „Eichwald und Waid“ bestanden. Am Rande lag das „Rustikal-Mättle“, das flächenmäßig weitgehend mit dem Sportplatzgelände identisch ist. Schon damals wurde esals „Privatgrund“ mit einer Größe von 108 ar von Bauern aus Lehen als Wiese genutzt, lag aber noch auf Freiburger Gemarkung. Erst aufgrund des „Gesetzes über die Sicherung der Gemarkungs-, Gewann- u. Eigenthumsgrenzen“ des Großsherzogthums Baden vom 20.4.1854 wurde das Wiesengelände durch Vertrag vom 11.9.1884 ab 1.1.1885 an dıe Gemeinde Lehen abgetreten. In dieser Zeit mußten überall die Gemeindegrenzen, die willkürlich landwirtschaftlich genutzte Grundstücke durchschnitten, den Grenzen der einzelnen -Privatgrundstücke angepaßt werden. Dadurch sind die
winkeligen Gemarkungsgrenzen bis zum heutigen Tag geprägt. Zuletzt wurde das „Rustikal-Mättle“ im Spätsommer 1969 als Kuhweide genutzt, bevor es der Sportgemeinschaft Landwasser zur Nutzung übertragen worden ist.

Im Jahre 1790 wurde von Freiburger Bürgern die „Bürgerliche Beurbarungsgesellschaft“ gegründet. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, durch Ziehung von Wassergräben sumpfiges Wiesengelände ım Westen der Stadt zu entwässern und durch Trockenlegung der landwirtschaftlichen Nutzung zuzuführen. Auf diese Weise wurde im Jahre 1801 auch das Wohngebiet vom westlichen Moosweiherrand bis etwa zur Auwaldstraße 60 und bis zum „Roten Otto“ saniert und erhielt den Namen „Landwasser-Matte“. Diese Bezeichnung hat schließlich unserem Stadtteil den Namen
verliehen. Der Landwasser-Bach spielte eine unbedeutende Rolle. Ohne die realisierte Einführung der Gewann-Namen könnte unser Stadtteil die historische Bezeichnung „Moosgarten“ führen. Wäre nach Einführung der Gewannbezeichnungen die Wiesensanierung nicht erfolgt, würde unser Stadtteil jedoch „Rotschachen“ heißen.

Plan Mooswald 1841 (Stadtarchiv M 31)

Der Bereich der heutigen Baumschule Clemens Vonderstraß lag ebenfalls bis 1812 auf Freiburger Gemarkung und wurde zusammen mit dem Fischweiher als „Herrschaftlicher Weier und Foersterswiesen“ bezeichnet. Denn damals war der „Lehener Weyer“ — wie er sonst genannt wurde — nicht umwaldet, sondern von einem gepflegten Wiesensaum umgeben. Der südliche Teil von Landwasser vom „Ladenzentrum“ bis zum Bereich der Bundschuhhalle bestand aus Erlenwald, durchsetzt mit Eichen und Pappeln.

Aber schon vor der Sanierung der „Landwasser-Matte“ wurde der Bachname vor 1772 auf ein anderes Gebiet übertragen. Es handelt sich um den Walddistrikt „Landwasser-Winkel“, den Bereich gegenüber dem Moosweiher, nördlich der Elsässer Straße. Er war mit Erlen und Eichen bewachsen und wurde teils als Weide genutzt. Im Bereich des Wohngebiets von Landwasser-Mitte befand sich auch eine Baumschule für Eichen. Dagegen zählte der Bereich vom Berufsbildungszentrum bis zum Diakoniekrankenhaus zum Gewann „Lachen“, der ausschließlich mit Erlen bewaldet war. Außerdem war das gesamte Gebiet von Landwasser-Mitte vom Landwasser-Bach durchzogen.

Zur besseren Orientierung rechts ein Ausschnitt aus dem „Plan über den der Stadt Freiburg gehörigen Mooswald, aufgenommen 1841 von Geometer J. G. Widmann“ (Stadtarchiv M 31).

Darauf kann man die ehemaligen Gewann-Bereiche vor der Bebauung von Landwasser und den durch Waldwege begrenzten früheren Fischweiher recht gut erkennen; ebenso die 1882 eingeweihte Breisacher Bahnlinie mit dem Bachverlauf des „Landwassers“, der jetzt noch hinter der Böcklerstraße bis zur Markwaldstraße zu finden ist. Die frühere Waldgrenze habe ich durch eine gestrichelte Linie kenntlich gemacht. Außerdem ist der Verlauf von Auwaldstraße, Bussardweg, Eulenweg, Moosgrund und Wirthstraße durch eine Linie nachgetragen worden, ebenso der Umfang des Moosweihers.


Auszug aus Festschrift “25 Jahr Freiburg-Landwasser” (1991), erarbeitet von Rolf Eilers ( weiter zu Teil 3  ).

1000 Jahre Moosgarten (III)

Der Mooswald im Bereich den heutigen Landwasser war als sumpfiges Waldgebiet für lange Zeit kein Raum, der sich zur Besiedlung anbot: schon allein wegen der Mücken, die nicht nur lästig, sondern in früheren Zeiten auch noch viel stärker Krankheits-Überträger waren. Als Beitrag zur Festschrift “25 Jahr Freiburg-Landwasser” (1991) erarbeitete Rolf Ehler einen Rückblick auf die früheren Jahrhundert der Nutzung des “Moosgartens”, also des Bereichs, im dem der heutige Stadtteil Freiburg-Landwasser liegt (Einzelexemplare der Festschrift im Archiv des Bürgervereins). Nachfolgend Auszüge aus dem Beitrag von Rolf Eilers (Teil 3).

Fischweiher und Fischbestand

Im Jahre 1794 war der „Lehener Weyer“ als einziger Fischweiher auf städtischem Gebiet verblieben. Ab 1799 wurde er an den städtischen Fischermeister Jakob Moser vom städt. Waldamt verpachtet und mit 2100 Karpfen übergeben. Am 8.10.1805 bat die Witwe Franziska Moser um Pachtnachlaß, weil die ın Lehen einquartierten kaiserlichen sowie französischen Truppen in dem
See „nach Herzenslust“ gefischt hatten; dem Antrag wurde entsprochen. Für die weitere Verpachtung fanden sich jedoch keine „Pachtliebhaber“, so daß der Fischweiher für eine wesentlich geringere Pacht an den Sohn Johann Nepomuk Moser und einen Verwandten namens Josef Moser aus Freiburg ab 1808 abgegeben wurde. Am 3.2.1805 machte die Gemeinde Lehen, die sıch 1587—1810 im Eigentum der Stadt Freiburg befand, an den „Wohllöblichen Magistrat! Gnädige Herrschaft!“ folgende Eingabe:

„Unierzeichnete Gemeinde zu Lehen bittet gehorsamst um gnädige Abhilfe in Hinsicht des städtischen Weyers zu Lehen: sie unterstützt ihre Bitte mit folgenden Gründen:

  1. Dieser Weyer liegt gegen Norden, gerade also gegen jene Himmelsgegend, woher wir gesunde und reine Lebens-Luft erwarten; aber durch dieß stehende faule Wasser, durch dise Wassergrube, erhalten wir eine verdorbene, mit Krankheits-Stof geschwängerte Luft; daher kömt — nach dem Urtheile der Aerzte — meistens das hartnäckige Fieber, welches so zu sagen, dabier zu Hause ist, diese Orts- oder Endemische Krankheit (= Wechselfieber in Sumpfgebieten).
  2. Dieß siehende Wasser ist nachtheilig den nahe dabey liegenden Reben, weil die aufsteigenden Dünste sich im Frühlinge gar bald in Reifen verwandeln — wie die traurige Erfahrung lehret — und die Hofnung für ein ganzes Jahr rauben.
  3. Dieser Weyer ist nachtheilig der städtischen Waldung, wie jeder Augenschein beweißen wird, indem auf einem großen Distrikt kein anderes Holz, als etwelche Birken wachsen; durch Ableitung dieses Weyers würde man eine bessere Holzgattung, und ein schönes Mattfeld gewinnen. Ein wobllöblicher Magistrat und gnädige Herrschaft beliebe diese Gründe zu beherzigen, und der gehorsamen Bitte ihrer getrenen Unterthanen zu willfahren.“

Obwohl am 12. 7.1806 das städtische „Waldamt“ die Trockenlegung für die Gesundheit der angrenzenden Gemeinden befürwortete und die Umwandlung in ein „Grasfeld“ vorschlug, wurde der Plan erst im Jahre 1827 ausgeführt. Am 25. April wurde der See mit 5,9 Ztr. entfischt und am 1. September trockengelegt. Anschließend sind von Georg Lindinger und Martın Weisel aus Lehen Abzugsgräben angelegt worden. Denn der Vogelbach, das Weıher- und Eichbächle mußten nun am See vorbeigeführt werden und wurden auf dem Gelände des AWO-Seniorenheimes vereinigt (s. Stadtplan 1962). Diese Arbeiten konnten erst am 12. 7. 1828 abgeschlossen werden.

Von dem Betzenhausener Ortschronisten Dr. Franz Flamm konnte ich erfahren, daß über den noch bestehenden Mühlenbach auch nach der Kanalısierung der Dreisam, die ab 1817 nach den Plänen des Rheinkorrektors Johann Gottfried Tulla (1770—1828) ausgeführt wurde, Dreisam-Wasser auch über das Lehener Weiherschloß sowie über die Bleiche in Lehen {woran die – Straße „Auf der Bleiche“ erinnert) nach Landwasser geflossen ist. Auf diese Weise läßt sich erklären, weshalb bis zur Rodung 1966 über das Weiherbächle auch durch den Häherweg noch Dreisam-Wasser floß.

Außer dem Fischweiher hatten auch die Bachläufe im nördlichen Mooswald zumindest zum Teil einen guten Fischbestand in, den früheren Jahrhunderten zu verzeichnen, Der älteste Beleg ım Stadtarchiv berichtet über die Weiterverpachtung: An Ostern 1520 har Moritz Has die „Bech im mof empfangen“ für jährlich 5 Pfund (= 240 Pfennige) Pacht. „Und soll er die bech haben, wie solichs von alter her kommen ist“. Dieser Hinweis deutet darauf hin, daß die Bäche schon seit Jahrhunderten zum Fischen verpachtet worden sınd. Im Jahre 1786 wird berichtet, daß die Bäche im nördlichen Mooswald „reichlich mit Fischen versehen“ waren. Und 1790 werden dıe sechs Bäche, die aber stets nur an einen Pächter abgegeben wurden, erstmals namentlich aufgelistet:
Landwasser, Hochdorferbach, Lausbühlbach, Brurbach, Scheidbach, Maltersbach. Die „waldamtliche Aufsicht“ über den ab 1799 verpachteten „Lehener Weier“ und die Fischbäche unterstand dem Förster im „Amt Leben“, welcher im Lehener Weiherschloß in der Bundschuhstraße residierte. Er hatte auch die Entenjagd auf dem Fischweiher zu überwachen, die jedoch nicht dem Fischpächter,
sondern nur dem Jagdpächter im Herbst 6 Wochen lang erlaubt war. Schließlich wurde 1786 der Fröschefang in den sechs verpachteten Fischbächen bei Strafe untersagt. Insbesondere hatte der Lehener Förster die Bauern aus den angrenzenden Gemeinden Denzlingen, Vörstetten und Gundelfingen am Froschfäng zu hindern. Daraus ist der Schluß zu ziehen, daß schon damals Frösche unter Naturschutz gestellt worden sind. Zuletzt wurden die Mooswälder Bäche 1871—92 an die Badische Gesellschaft für Fischzucht verpachter, anschließend erschien sie nicht mehr lohnenswert.

Zur Umgestaltung des Fischweihers ın eine Wiesenmatte wurde vergeblich ein „Entrepeneur“ gesucht; für die „Beurbarung“ wollte die Stadt einige Jahre auf Pacht verzichten. So überließ die Forstverwaltung den Fischweiher seinem Schicksal, der außer einer Winterlinde ım Alter von ca. 300 Jahren überwiegend mit Erlen bewaldet und von Eichen im Alter von ca. 150 Jahren umsäumt ist. Noch im Frühjahr 1969—71 stand die Mulde des trockengelegten Fischweihers sowie der „Saubach“ an der Grenze zum heutigen Lehener Friedhof unter Wasser. Erst durch die Bebauung des Eulenwegs ist der See völlig ausgetrocknet.

Aus Gewann-Namen wurden Straßen

Zum Glück sind die Landwasser Gewann-Namen trotz Bebauung nicht verschwunden; sie wurden frühzeitig als Straßennamen im Stadtteil Mooswald (bis 1965 „Freiburg-West“) verwendet und sind bereits im Stadtplan von 1962 enthalten:

  • Am Eichbächle / Obere Lachen
  • Am Rotschachen / Untere Lachen,
  • Am Vogelbach / Lachendämmle.

Die Straße „Am Landwasser“ — benannt „nach dem unweit entspringenden Gewässer“ — mußte allerdings wegen der Verwechslungsgefahr mit unserem Stadtteil 1966 zu „Am Hertweg“ umgetauft werden. So fehlt nur der Hagenmatt-Schachen als Straßen- oder Wegbezeichnung. Dagegen wurde wahrscheinlich auf eine Straße „Am Weierbächle“ deshalb verzichtet, weil es bereits einen Weierweg im Stadtteil St. Georgen gibt.

Besiedlung

Das älteste Gebäude in unserem Stadtteil war das 1871 an der Breisacher Bahnlinie errichtete Schrankenwärterhaus bei dem Haltepunkt in Landwasser-Mitte. Im Freiburger Adreßbuch war es unter „Elsässer Straße 151“ zu finden, auch als die Wirthstraße schon bestand. Im Jahre 1976 bekam es die Anschrift „Wirthstr. 1* und noch bis 1979 war es von einem Schrankenwärter bewohnt (die Hühner liefen den Spaziergängern stets über den Weg, der Radfahrer mußte ıhnen ausweichen). 1982 wurde das leerstehende Schrankenwärterhaus leider abgerissen. Im Jahre 1979 wurde nach dem Auszug des letzten Schrankenwärters die Bahnschranke durch eine Warnblinkanlage ersetzt.

Während ich bisher davon ausging, die Baumschule Clemens Vonderstraß, Humbergweg 14, würde wegen ihrer Abkapselung (z. B. hohe Tuja-Hecke) vollständig auf Lehener Gemarkung liegen, führt eine präzise Betrachtung auf allen Stadtplänen ab 1962 zum Ergebnis, daß der „Saubach“ auf dem Areal der Baumschule weiterhin die Gemarkungsgrenze bildet. Hinter den letzten Grundstücken am oberen Bussardweg ist der Bachverlauf noch erkennbar. Im Bereich der 1935 errichteten Pferdeställe sowie Pferdekoppel der Baumschule, die eindeutig auf Freiburger Gemarkung liegen, wurde der Bach längst zugeschüttet. Somit dürften die Pferdeställe jetzt die ältesten Gebäude unseres Stadtteiles sein. Viele Bewohner wissen auch zu berichten, daß der angrenzende Teil der Landwassermatten sowie des Hagenmattschachen ım Bereich des Bussardweges in den ersten Jahren nach 1966 von der Baumschule Vonderstraß noch als Erdbeerplantagen genutzt wurde.

Auch der Bereich des „Roten Otto“ war vor der Gründung unseres Stadtteils bereits für kurze Zeit besiedelt. An dieser Stelle hatte 1961 die Ortsgruppe Freiburg-West des „Vereins für Deutsche Schäferhunde“ eine neue Heimat gefunden. Im Sommer 1964 mußte der Verein in ein Gelände auf der Gemarkung Lehen südlich der Dreisam ausweichen. Das Vereinsheim beim „Roten Otto“ wurde zur Baubaracke umgewidmet.

Nach dem Beschluß des Gemeinderates am 28. 4, 1964 zur Errichtung des Stadtteils Landwasser mit 10.000 Einwohnern als wesentlichen Beitrag zur Beseitigung der großen Wohnungsnot, folgten im Herbst 1964 die erforderlichen Erschließungsmaßnahmen. Am 30. 3.1965 konnten den Siedlungsgesellschaften ihre Baugebiete zugewiesen werden. Wer in der Zeit von 1966 bis 1969 seinen Freunden und Nachbarn erzählte, er werde nach Landwasser umziehen, wurde damals für ‚verrückt‘ erklärt: „Was, Sie wollen in dieses Schnakennest ziehen, wie wollen Sie das bloß dort aushalten?“

Auf welche Weise das Schnakenproblem gelöst wurde, hat Forstdirektor Hugo Ritter in seinem Artikel „Jungborn für müde Großstädter“ im „Freiburger Almanach“ 1967 beschrieben: „Im Gegensatz zum Bergwald hat der Mooswald bisher für den Erholungs- und Spaziergängerverkehr nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Das hat hauptsächlich seine Ursache darin, daß bei der ursprünglichen Vernässung des dortigen Auewaldes die Schnakenplage während des Sommers eine unangenehme Belästigung darstellte. Im Frühjahr, bevor die Schnaken kommen, ist der dann besonders reizvolle Auewald allerdings schon immer beliebtes Ausflugsziel von Kennern gewesen. Im Zuge der Ausdehnung der Stadt nach Westen wird aber dem nach der starken Wald-Inanspruchnahme … verbleibenden Anteil des Mooswaldes künftig eine ungleich größere Bedeutung für den Erholungs und Spaziergängerverkehr zukommen, zumal durch die immer stärkere Grundwasserabsenkung die Schnakenplage mehr und mehr verschwindet.“

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Mooswald im Bereich von Landwasser bis zum Baubeginn im Herbst 1964 ım Laufe der Jahrhunderte durch die Waldbewirtschaftung einem steten Wandel unterworten war. Es fand nicht nur ein Wechsel von Abholzung und Wiederaufforstung statt. Vielmehr war der Mooswald zeitweise auch durch Wiesenmatten zur Viehnutzung aufgelockert oder er bestand aus lichten Auwäldern.

Mit seiner reichhaltigen Tier- und Pflanzenwelt hat er dem Menschen ein ertragreiches Wirtschaftsgebiet geboten, so daß er zurecht in früheren Jahrhunderten nicht „Mooswald“, sondern „Moolsgarten“ genannt worden ist.

Rolf Eilers

 


Literatur:

Rolf Eilers, 20 Jahre Nachbarschaftsgemeinschaft „Müllbox a G“, Häherweg, S. 3–19 (1989)

Bürgerl, Schematismus der Hauptstadt Freyburg im Breysgau 1798 (ältestes Adreßbuch), $. 9 Waldamt

Archivalien des Stadtarchivs Freiburg:

  • C2,37/7 Visitation, Taxätion u. Revision der Stadtwaldungen (1832—90)
  • C1 Grenzen u. Marken. 4 (1582-1752): Bannstein u. Lochen, Visitation der Freiburger Stadtwaldungen de 1582.
  • C2,74/1 Grenzen u. Markungen. Katastervermessung Gemarkung Freiburg (1876/91)
  • C1 Nr. 5 Fischweiher (1790—1834)
  • C1 Fischerei 1 Nr. 16 (1808—20)
  • C1Nt. 2 Fischerei (1404—1809)
  • C1 Nr. 4 Fischbäche im Mooswalde (1786—-1812)
  • C 1 Die Fischweier zu Lehen u. Birkenreutte (1790— 1815)
  • C2,35/1 Fischerei- u. Jagdsachen. Die Verpachtung der städt. Fischwasser (1853/92).

Entnommen aus Festschrift “25 Jahr Freiburg-Landwasser”, 1991 (Einzelexemplare im Archiv des Bürgervereins).