Die Nutria

Seit vielen Jahren fühlen sich die Nutrias (Myocastor coypus) auch an unserem schönen Moosweiher heimisch. Eine Zeit lang waren sie auch tagsüber sehr
aktiv, wurden jedoch leider handzahm gefüttert, was wiederum dazu führte, dass ihnen das ein oder andere Unglück zustieß und sie nun nicht mehr so oft zu sehen sind. Sie erinnern sich vielleicht an die possierlichen Tiere, die zusammen mit den Schwänen und Enten am Ufer auf ihre (nicht artgerechte) Mahlzeit warteten.

Nutrias können sowohl tagals auch nachtaktiv sein, sind aber zumeist in der Dämmerung unterwegs. Sie sind immer auf der Suche nach Blättern, Gras, Wasserpflanzen und ab und zu auch mal Schnecken, Würmern oder Muscheln. Ich habe sie auch schon dabei beobachten können, als sie sich Richtung Wald aufgemacht haben. Dort wurden sie sicher auch fündig.

Nutrias (oftmals auch Biberratte oder Sumpfbiber genannt) gehören zu den eingebürgerten Tieren (Neozoen). Sie kommen ursprünglich aus Südamerika und wurden erstmals vermutlich im 18. Jahrhundert in Deutschland gezielt ausgewildert. Allerdings waren sie durch intensive Bejagung Anfang des 19. Jahrhunderts bereits wieder ausgerottet. Ihr Fell wurde als Robbenfellersatz gehandelt und erzielte hohe Preise. Da Nutrias ein samtweiches, unheimlich dichtes Unterfell haben, erfreute es sich dann auch ab den 1920-er
Jahren in Deutschland hoher Beliebtheit und es gab erste Nutriafarmen. Schon damals entkamen die ersten Tiere und wilderten aus. Seitdem haben sich die Tiere in ganz Deutschland flächendeckend ausgebreitet; vor allem, wo sie gemäßigte Temperaturen und geschützte Böschungen finden, die ihnen Schutz bieten.

An den Ufern bauen sie ihre oberirdischen Höhlen und auch Nester, die aus Schilf und Zweigen bestehen und ziehen dort mehrmals im Jahr ihre 6-8 Jungen auf. Der Nachwuchs kommt wie bei den Meerschweinchen voll behaart und sehend zur Welt und wird zwei Monate gesäugt. Kurioserweise haben Nutrias ihr Gesäuge nicht am Bauch, sondern seitlich am Rücken, damit die Kleinen zu jeder Zeit – auch unter Wasser – an die Milchbar können. Sobald sie groß genug sind, gehen sie gemeinsam auf Nahrungssuche und man sieht sie oft im Familienverbund grasen.

Apropos Meerschweinchen: die Nutria sind ebenfalls Nagetiere und mit den Meerschweinchen verwandt. Sie gehören nicht zu der Familie der Biber, auch wenn man das meinen möchte. Optisch sind sie leicht zu verwechseln. An der Größe und dem runden rattenähnlichen Schwanz kann man sie erkennen. Der Biber ist größer und hat einen flachen Paddelschwanz. Auch sind Nutrias keine Ratten, obwohl sie den Bisamratten ähnlich sehen. Diese sind allerdings viel kleiner.

Auffällig sind ihre kräftigen, orangenen Zähne und als weitere Kuriosität haben sie eine fünfte separate Zehe neben den übrigen vier mit Schwimmhäuten versehenen
Zehen. Die Extra-Zehe hilft ihnen beim Erklimmen der Uferböschungen, damit finden sie besseren Halt.

Mit ihren Artgenossen Meerschweinchen haben sie nicht nur ihre Herkunft aus Südamerika gemein, sondern auch, dass sie schmackhaft sein sollen. Angeblich soll ihr Geschmack an Spanferkel erinnern und sie stehen in vielen Ländern auf dem Speiseplan. Im Internet findet man einige Hinweise auf „leckere“ Rezepte aus den 1950ern mit Nutriafleisch. Es wurden Rouladen, Salamis oder Landjäger aus ihnen gefertigt und in manchen Regionen Deutschlands in den Gefängnissen „Nutria mit Pellkartoffeln“ serviert.

Nun, auf diese Erfahrung möchte ich persönlich lieber verzichten und erfreue mich an ihnen hier am Moosweiher in freier Natur. Ich hoffe, es geht Ihnen ähnlich…

Stefanie Pietsch

Quellen: Die Nutria – NABU NRW, Nutria Steckbrief-natur-beobachtungen.de, Nutria und Meerschweinchen sind Verwandte – MF Tierblog (mftierblog.de)


Ein Beitrag aus LW-Nachrichten 490, Aug.-Sept. 2021

 

Eingewanderte Wanzen

In der aktuellen Ausgabe der Landwasser-Nachrichten widme ich mich wieder den Neubürgern der Tierwelt, den Neozoen. Im speziellen drei eingewanderten
Wanzenarten. Ich finde es immer sehr spannend zu beobachten, welche Tierarten hier bei uns heimisch werden. Es sei denn, sie landen in unserem Kochtopf, wie das bei der Baumwanze schon des Öfteren passiert ist und in unserer Familie immer wieder einen Aufschrei des Ekels verursacht.

Im Haus und unserem Garten habe ich nun schon drei verschiedene Wanzenarten gefunden, die nicht natürlicherweise in unseren Breitengraden vorkommen, sich aber mittlerweile recht wohl hier fühlen.

Allen voran die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys). Sie war schon in aller Munde (hoffentlich nur sprichwörtlich) und wurde in der Badischen Zeitung bereits vorgestellt. Uns beschäftigt sie sehr, denn sie kommt in Massen vor und hat sich unser Haus als Winterlager ausgesucht.Wir finden sie im Schrank, in der Wäsche, unter Kissen, in den Büchern, manchmal wie erwähnt im Essen und nichts ist vor ihnen sicher. Wir werden also auch zukünftig nicht die besten Freunde werden. Auch richten sie mittlerweile in der Landwirtschaft einigen Schaden an, da ihr Fraß das Obst und Gemüse zum Teil ungenießbar macht und sie keine natürlichen Feinde haben. Auch den Vögeln schmecken sie überhaupt nicht.

Eine zweite eingewanderte Wanzenart, die allerdings nicht weiter auffällt, ist die Grüne Reiswanze (Nezara viridula). Die erwachsenen Tierchen sehen unserer heimischen grünen Stinkwanze zum Verwechseln ähnlich. Man kann sie allerdings an der Flügelfärbung erkennen und winzig kleinen Punkten auf dem Rückenpanzer. Leider habe ich (noch) kein Foto von ihr machen können.

Wohl aber von den Nymphen, die viel lustiger aussehen als die der hiesigen Stinkwanzen. Oftmals werden sie auch mit Marienkäferlarven verwechselt. Sie stammen ursprünglich aus den Tropen, Subtropen und dem Mittelmeerraum und sind hier in Deutschland in erster Linie am Oberrheingraben zu finden, da sie sehr kälteempfindlich sind. Da sie noch nicht in großen Massen auftreten, wie die Marmorierten Baumwanzen, hält sich der von ihnen angerichtete Schaden bisher in Grenzen.

Die dritte Wanzenart, die sich so langsam bei uns breitmacht, ist die Amerikanische Kiefernwanze (Leptoglossus occidentalis). In ihrer Heimat Nordamerika sind sie westlich der Rocky Mountains weit verbreitet und finden sich in den Nadelbäumen in großen Mengen zusammen. Ihr Sekret riecht nach Kiefern und das lockt Artgenossen an, daher sind sie meist in Grüppchen anzutreffen. Sie saugen mit Vorliebe an den frischen Zapfen und sind daher hauptsächlich in Baumschulen nicht sehr beliebt. Aber ansonsten hinterlassen sie meist keine größeren Schäden. Die Kiefernwanzen erreichen eine stattliche Größe von 2-3 cm und brummen laut beim Fliegen, ähnlich wie Hummeln. Sie sollen wohl auch auf dem Vormarsch sein, ähnlich wie die Baumwanzen.

Ich weiß schon jetzt, dass sich meine Begeisterung über dieses längliche Flugobjekt in Grenzen halten wird, wenn es unsere Pfanne ansteuert oder den Kochtopf mit der blubbernden Tomatensoße.

Stefanie Pietsch
Quelle: www.landwirtschaft.de / baden-wuerttemberg.nabu.de


Ein Beitrag aus Landwasser Nachrichten 488 April-Mai 2021

Der Moosweiher

Geschichte als Kiesgrube

Der Moosweiher entstand zwischen 1961 und 1962 als Kiesgrube. Es war eine von vielen Kiesgruben, die entlang der Autobahn A 5 vorzufinden sind. Der abgebaute Kies war erforderlich, um den Damm für die Autobahn (Hochlage) aufzuschütten. Und teure Transportkosten mussten vermieden werden.

Der Baggersee war damit nach Fertigstellung der Autobahn und schon vor der Entstehung Landwassers ein begehrter Badesee, wenn auch in seiner Struktur sehr wild. Er hat am 19.8.1966 vom Freiburger Gemeinderat den Namen „Moosweiher“ erhalten. Der Baggersee ist etwa 11 m tief. Beim Moosweiher ist die gleichbleibende Höhenlage des (Grund-) Wasserspiegels festgelegt durch das Überlauf-Bauwerk am Nordufer bei der „Vogelinsel“. Damit wird eine permanente Erneuerung des Wassers erreicht.

Anfangs befand sich eine kleine Insel (Sandbank) im See. Aus meiner persönlichen Erinnerung ca. 1,5 m über dem Wasserspiegel, eine Seite steil abfallend. An dieser Seite passierten leider viele Unfälle, da Kopfsprünge im Kies endeten. Die Insel wurde durch das Technische Hilfswerk (THW) am 6.8.1965 weggesprengt und liegt jetzt ca. 1 m unter dem Wasserspiegel. Viele Schwimmer nutzen die Möglichkeit, diesen „Zielpunkt“ zum Ausruhen zu benützen, bevor der Rückweg im Wasser angetreten wird.

Noch in der Anfangszeit des Baggersees streckten einige Vereine und Investoren (wie man sie heute nennen würde) ihre Fühler aus und wollten Teile pachten. Dem ist der Bürgerverein Landwasser massiv entgegengetreten. Unter anderem mit dem Hinweis gegenüber dem Oberbürgermeister, dass damals schon der See bei gutem Badewetter von rd. 1.200 Badegästen besucht wurde (der Stadtteil Landwasser hatte damals gerade erst 2.000 Einwohner) und damit das öffentliche Interesse an diesem Erholungsbereich größer zu bewerten war als die Einzelinteressen von Vereinen und Investoren. Die allgemeine Zugänglichkeit des Seebereiches wäre bei einer Vergabe mit Sicherheit nicht mehr gewährleistet gewesen.

Erholungsraum und Rekultivierung

Rückblickend kann festgestellt werden, dass alle Bemühungen um diesen Erholungsraum eingemündet sind in ein stadtplanerisches Konzept des freien Zugangs für jedermann.

Im Zuge der vom Gemeinderat beschlossenen Rekultivierung des Moosweihers begann das damalige Gartenamt 1968 damit, Wege und Freizeitanlagen um diesen See anzulegen. Auch die „Vogelinsel“ wurde in diesem Zusammenhang neu angelegt. Seitdem hat sich der Moosweiher zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt – sehr wichtig für die hier lebenden Menschen und ist zugleich auch wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

Sitzmöglichkeiten, Spielplatz für Kinder, Minigolf-Anlage, Sportgelände der Sportgemeinschaft Landwasser, Tischtennisplatten und eine große Half-Pipe für Skateboarder und seit kurzem auch ein Senioren-Fitnessgerät bieten Abwechslung. Beschattete und unbeschattete Wege, Sitzmöglichkeiten und Liegewiesen bieten viele Möglichkeiten. Eine Restauration mit großer Außenterrasse rundet das Angebot ab. Der Moosweiher ist sowohl für die ältere Generation als auch für Jugendliche gut geeignet. Der nahe gelegene Mooswald bietet zudem allen Wanderfreunden einige Wege zum Erkunden.

Der See selbst ist ein beliebtes Badegewässer mit guter Wasserqualität. Viele Jahre fand hier der überregional bekannte „Landwasser-Triathlon“ statt, zu dem immer wieder über 500 Teilnehmer kamen. Die Liegewiesen um den See sind sauber, ausgenommen am großen Grillplatz. Dort wird häufig nach abendlichen Partys der Müll einfach liegengelassen. Gut, dass die Mitarbeiter der Stadt Freiburg am Moosweiher aufräumen und traurig, dass es Mitbürger gibt, die nicht wissen, wie sie sich zu benehmen haben.

Der Moosweiher ist aber nicht nur ein gut besuchtes Naherholungsgebiet, sondern zugleich auch ein wertvolles Biotop. Außer quakenden Fröschen (Wappentier des Stadtteils), Enten, Schwänen, Graureihern und Kormoranen fallen am Moosweiher auch exotische Tiere auf. Schon vor vielen Jahren wurden dort nordamerikanische Wasserschildkröten ausgesetzt, die gerne mal ein Sonnenbad am Ufer nehmen. Das scheinbar harmonische Bild täuscht. Die Tiere sind unser Klima nicht gewohnt und daher oftmals geschwächt oder krank. Einige Zeit konnte man auch mehrere Nutrias im See und am Ufer bestaunen.

Im April 2004 errichtete der Bürgerverein Landwasser gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 5 der Albert-Schweitzer-Schule und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung Stadtgrün einen Schutzzaun für ein Biotop in der Nordwestecke des Moosweihers. Im Laufe der folgenden Jahre wurde der Zaun allerdings niedergetrampelt. Es gab Leute, die trotz dichtem Bewuchs hinter dem Zaun dort unbedingt ans Ufer wollten. Zwischenzeitlich hat das Garten- und Tiefbauamt nach entsprechenden Bemühungen des Bürgervereins Landwasser in diesem Bereich einen stabilen Zaun errichtet, um das Biotop zu schützen.

Was den Moosweiher vor allem ausmacht, ist seine schöne Grünanlage. Viele große, stämmige Laubbäume spenden den Besuchern Schatten. Für die Sonnenanbeter unter uns finden sich natürlich auch Stellen, an denen man sich bräunen kann. Sitzbänke sind rund um den See genügend vorhanden. Der Einstieg ins Wasser fällt an manchen Stellen sehr schwer. Die „Buchten“ sind von der Stadt mit scharfkantigem Schotter aufgeschüttet worden, dies verärgert viele Besucher, die darauf kaum gehen können. Die Bemühungen des Bürgervereins, die Hecken an den Einstiegsstellen breiter zurück zu schneiden (damit die Eltern ihre badenden Kinder auch im Auge behalten können) und an Stelle des Schotters Kies oder in einigen Bereichen sogar Sand aufzuschütten, finden bei der Stadt (Umweltschutzamt) leider wenig Gehör.

Weitere Probleme gibt es damit, dass der Badesee inzwischen weit über die Grenzen Landwassers hinaus bekannt und beliebt ist. Das verursacht insbesondere an den Wochenenden im Sommer immer wieder ein Verkehrs- und Parkchaos. Dass dann einige noch meinen, über die Fuß- und Waldwege zum Grillplatz mit dem Auto fahren zu müssen, bereitet auch wenig Freude. Unsere Bemühungen, durch Kontrollen dagegen anzugehen, zeigten bisher wenig Erfolg und wir können nur hoffen, dass sich das mal ändert.

Und dann gab es in den vergangenen Jahren immer häufiger Menschen, die in Wilderer-Manier fischen, jagen und „bei Bedarf“ Tiere erschlagen. Tote oder verletzte Schwäne und erschlagene Nutrias legen Zeugnis darüber ab. Da steht man zunächst mal machtlos gegenüber.

Ich möchte den Artikel nicht abschließen, ohne noch Axel Senn † zu erwähnen. Gärtnermeister aus Leidenschaft und aktiver Bürger in Landwasser. Für den Mooswald und vor allem den Moosweiher hat er sich engagiert eingesetzt. Seine Broschüre „Der Moosweiher“ hat er vor 25 Jahren allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern gewidmet. Ich konnte dieser Broschüre einige wichtige Informationen entnehmen.

Wolfgang Klinger

(Aus Festschrift “50 Jahr Landwasser”, 2016)


Ein Beitrag aus unserer Serie zum Moosweier, siehe www.buergerverein-landwasser.de/moosweiher-blog  .