„Kolibris“ am Moosweiher


Mittlerweile hat es sich sicher herumgesprochen, dass die kleinen „Kolibris“, die sich diesen Sommer vermehrt an den Blüten laben, keine sind. Es gab schon aufgeregte Anrufe beim NABU (Naturschutzbund Deutschland), dass Leute einen echten Kolibri in ihren Geranien gesehen haben. Dabei handelt es sich jedoch um das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), das zu den Schwärmern gehört und ein Schmetterling ist.

Taubenschwänzchen waren früher noch recht selten bei uns und eigentlich im Mittelmeerraum heimisch. Aber mittlerweile gehören sie durch die heißen Sommer und zu milden Winter zur hiesigen sommerlichen Fauna schon richtig dazu. Namensgebend ist der wie Schwanzfedern einer Taube aussehende schwarzweiß gestreifte Hinterleib, der eigentlich aus verlängerten Schuppen besteht. Dieser ist beim gezielten Blütenanflug von Nutzen, damit können sie zielgenau alles ansteuern wie mit einem Ruder. Bis zu 80 Flügelschläge pro Sekunde schafft das etwa vier Zentimeter große Insekt und saust im Schwirrflug von Blüte zu Blüte. Doch durch dieses Flugverhalten verbraucht es sehr viel Energie und muss täglich mehr als das Eigengewicht „tanken“. Mit dem etwa drei Zentimeter langen Saugrüssel nehmen sie bevorzugt an langen Blütenkelchen ihre Mahlzeiten ein, die besonders viel Nektar enthalten. Dazu gehören zum Beispiel Phlox, Verbenen oder Sommerflieder. Das sieht bei näherem Betrachten lustig aus, als würden sie aus einem Röhrchen schlürfen.

Erstaunlicherweise sind Taubenschwänzchen sehr lernfähig und merken sich die besten Nahrungsquellen oftmals anhand von Farben. Genetisch bedingt steuern sie zumeist blaue Farben an. Aber in einem Laborversuch wurden ihnen gelbe Blüten mit Nektar und blaue ohne Nektar angeboten. Und im zweiten Versuch steuerten sie sogleich die gelben Blüten an und ließen die blauen links liegen. In punkto Lernfähigkeit sind sie den anderen Schmetterlingen daher überlegen. Das liegt wohl auch darin begründet, dass sie in ihren etwa vier Lebensmonaten große Strecken zurücklegen – mehrere tausend Kilometer – und dabei mit vielen verschiedenen Klimazonen und Vegetationen zurechtkommen müssen. Beeindruckend ist auch ihr Erinnerungsvermögen: sie kehren tagtäglich an gute Nahrungsquellen zurück. Und auch ihren Schlafplätzen bleiben sie ihr Leben lang treu.

In meinem Garten lieben sie am meisten meinen weißen Phlox und den lilafarbenen Losbaum, die den ganzen Sommer hindurch blühen und ihnen dadurch reichlich Nahrung bieten. Diesen Sommer waren es auffallend viele Taubenschwänzchen, vielleicht durch die starke Hitze und Trockenheit. Für mich zum fotografieren ein Glück, denn so konnte ich mich mitten in meine Blumen stellen und brauchte einfach nur kurz warten. Es ist allerdings nicht so ganz einfach von ihnen ein brauchbares Foto hinzukriegen. Sie sind so flink, kaum anvisiert sind sie – schwupps – auch schon wieder weg.

Stefanie Pietsch

Quellen: Taubenschwänzchen: Der Kolibri, der ein Schmetterling ist – NABU, Taubenschwänzchen – Wikipedia

(Übernommen aus Landwasser-Nachrichten 497, Okt./Nov. 2022)


Ein Beitrag aus unserer Serie zum Moosweier, siehe www.buergerverein-landwasser.de/moosweiher-blog  .