Gottesanbeterinnen am Moosweiher


Durch einen Zufall wurde ich dieses Frühjahr „Mutter“ von etwa 200 kleinen Gottesanbeterinnen-Nymphen. Bei einer Hausräumung fanden wir einen Sonnenschirm mit einer sogenannten „Oothek“ – einem Eipaket, in dem die Gottesanbeterin ihre etwa 200 – 300 Eier ablegt. Da der Schirm entsorgt worden wäre, nahm ich ihn mit nach Hause und stellte ihn genau so auf unsere Terrasse, wie er dort auch gestanden war.
Sonnig und geschützt.

Ich machte mich schlau und fand heraus, dass Gottesanbeterinnen ihre Ootheken im Spätsommer bis Herbst an Grashalmen, Steinen oder eben in unserem Fall Sonnenschirmen befestigen. Nach der Eiablage sterben sie. Die Tiere leben nur eine Saison. Der Kreislauf beginnt dann wieder im nächsten Frühjahr mit dem Schlüpfen der wenige Millimeter kleinen Nymphen. Die Oothek besteht aus einer Schaummasse, die schnell erhärtet und in der die Eier auch vor Frost geschützt sind. In der Regel ist im Mai dann Schlüpfzeit – so war es dann auch bei uns. Anfang Mai, als die Sonne das papierne Gebilde wärmte, schlüpften auf einmal die kleinen, durchscheinenden Nymphen heraus. Erst ein paar wenige und dann – immer zur Mittagszeit – unzählige kleine Gottesanbeterinnen, die eigentlich schon komplett fertig aussahen und ihre Fangarme sofort drohend hoben.

Gottesanbeterinnen (Mantis religiosa) sind wärmeliebend und vor allem am Kaiserstuhl schon lange heimisch. Durch die Klimaerwärmung breiten sie sich immer weiter aus und sind mittlerweile in fast allen Bundesländern zu entdecken. Das Insekt des Jahres 2017 steht auf der „Roten Liste“ und gilt als gefährdet. Sie sind „berühmt“ für ihr etwas eigenwilliges Verhalten bei der Paarung: oftmals verlieren ihre Ehemänner dabei den Kopf. Im wahrsten Sinne des Wortes. Forscher in Australien fanden heraus, dass die besonders hungrigen Weibchen deutlich mehr Duftstoffe produzieren, dadurch die Männchen anlocken und ihre Eiproduktion auf nach der Mahlzeit verschieben, da ihnen dann wieder genügend Energie zur Verfügung steht.

Bei meinen frisch geschlüpften Jungtieren konnte ich beobachten, dass diejenigen, die nicht schnell genug das Weite gesucht hatten, auch ruckzuck einen Kopf kürzer waren. Sie sind also ziemlich gefräßig und verschmähen dabei auch ihre Geschwister nicht. Auffallend an Gottesanbeterinnen sind ihr sehr beweglicher, dreieckiger Kopf und natürlich ihre zu Fangarmen ausbildeten Vorderbeine. Dornen helfen beim Fangen und Fifxieren der Beute. Sie pirschen sich langsam an ihre Opfer heran, schaukeln dabei mit ihrem Körper und gaukeln damit ihren Opfern vor, sie seien Teil einer Pflanze. Und blitzschnell schnappen sie zu. Auf ihrer Speisekarte stehen (außer den Ehemännern) zumeist Insekten, aber auch kleinere Wirbeltiere, wie Frösche, Mäuse und Eidechsen. Sie wurden auch schon dabei beobachtet, wie sie kleinere Vögel schnappten.

Ihr wissenschaftlicher Namensteil „Mantis“ kommt aus dem Griechischen. Das bedeutet „Seherin“; und „religiosa“ wurde aufgrund ihrer wie zum Beten gefalteten Fangarme abgeleitet. Die Weibchen können bis zu 7 cm groß werden und sind deutlich größer und dicker als die Männchen. Wie manchmal im echten Leben, nicht wahr?

Nun, wenn Sie am Moosweiher irgendwo eine Gottesanbeterin entdecken, könnte es eine aus meiner Oothek sein und passen Sie schön auf, dass Sie nicht kopflos nach Hause zurückkehren…

Stefanie Pietsch

Quellen: Die Gottesanbeterin – NABU Baden-Württemberg / Europäische Gottesanbeterin –Wikipedia

(Übernommen aus  Landwasser Nachrichten Ausgabe 496, Aug./Sept. 2022)


Ein Beitrag aus unserer Serie zum Moosweier, siehe www.buergerverein-landwasser.de/moosweiher-blog  .