Das “City Colours“ Festival bringt Farbe an den Moosweiher

 

Am Wochenende 05.-07.07.2024 fand wieder das “City Colours” Festival statt, das regionale und internationale Mural- und Graffiti-Künstlerinnen und Künstler nach Freiburg lockte. Organisiert vom Kulturaggregat e.V. und dem Team von “City Colours“ entstanden großformatige Murals am Umspannwerk Schlossbergring, den Pfeilern der Schnewlinbrücke und der Dieter-Wetterauer-Sporthalle und man konnte live dabei zuschauen. Auch unsere neue Ökotoilette am Moosweiher wurde farbenfroh gestaltet. Der Graffiti-Künstler Iman Skyone verwandelte das Häuschen professionell in ein Kunstwerk, bezugnehmend auf unseren schönen Moosweiher.

Artwork by Iman Skyone
Instagram: imanskyone

Stefanie Pietsch

 

Ökologische Toilette am Moosweiher

Sie haben das kleine Gebäude vielleicht schon gesehen bzw. in der Badischen Zeitung gelesen:
Das städtische Gebäudemanagement (GMF) hat insgesamt vier barrierefreie ökologische Toiletten angemietet, die an verschiedenen Standorten aufgestellt wurden. Eine davon steht nun bei uns am Moosweiher, gegenüber von der Minigolfanlage “Fun Strand” auf der Wiese.

Die Toiletten werden testweise für zwei Jahre aufgestellt. Der Reinigung und Wartung erfolgt durch die Herstellerfirma, mit der das GMF für diesen Zeitraum einen Vertrag abgeschlossen hat. Nach diesen zwei Jahren wird die Stadtverwaltung die Erfahrungen auswerten.

Auszug aus der Pressemitteilung der Stadt vom 04. April 2024:

“Bei den ökologischen Toiletten handelt es sich um Trockentoiletten, die für den Spülvorgang kein Wasser benötigen. „Gespült“ wird mit Sägespänen. Die Toiletten sind barrierefrei ausgestattet und unisex. Eine 200-Watt-Solaranlage mit Speicher produziert täglich den erforderlichen Strom. Das Wasser für den Betrieb des Waschbeckens wird über eine Regenwassersammelanlage auf dem Dach der Toilette gewonnen. Flüssigkeiten werden automatisch von Feststoffen getrennt. Dadurch ist das System geruchlos. Mit einem Schlauchfahrzeug werden die Flüssigstoffe aufgesaugt und in die örtliche Kläranlage gebracht. Nach Angaben des Anbieters erfolgt der Transport der Feststoffe alle ein bis zwei Monate. Zusammen mit anderen Feststoffen aus Baden-Württemberg werden sie nach Brandenburg transportiert. Dort steht die deutschlandweit einzige Anlage, um zu testen ob sich die Feststoffe als Düngemittel eignen.”

Nun hoffen wir, dass die Toilette nicht wieder durch Vandalismus zerstört oder beschädigt wird und sich viele Badegäste und Seebesucher daran erfreuen können!

Stefanie Pietsch

Quelle:

Testlauf von zwei Jahren: Seit heute gibt es eine öffentliche ökologische Toilette im Eschholzpark – www.freiburg.de – Rathaus und Politik/Presse/Pressemitteilungen

Grillplatz am Moosweiher neu gestaltet

Seit Samstag, den 27. April 2024 ist er nun für alle eröffnet: der neu gestaltete Grillplatz am Moosweiher!
Es wurden in den letzten Wochen viele Sitzgelegenheiten, drei Schwenkgrills und eine Feuerstelle gebaut. Für die Asche gibt es einen eigenen Müllcontainer und die gesamte Anlage ist nun benutzerfreundlich und (hoffentlich) zerstörungssicher  gestaltet.

Wir wünschen allen viel Freude mit dem tollen Grillplatz!

 

Die Europäische Sumpfschildkröte zu Besuch am THI

 

Foto: Stefanie Pietsch

Neulich stattete eine kleine Schildkröte den Beschäftigten des Tierhygienischen Institutes (THI) einen Besuch ab und sagte ihnen im Innenhof fröhlich „Hallo!“. Als mir dies berichtet wurde, wusste ich gleich, um welche hübsche Schildkröte es sich handelte. Ich hatte sie seit einiger Zeit auch schon in der Nähe unseres Hauses beobachten können. Ich ließ letztes Jahr meine Entdeckung von „NABU“ (Naturschutzbund Deutschland) bestätigen, denn ich hatte schnell den Verdacht, dass es sich um eine Europäische Sumpfschildkröte handeln könnte.

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)  ist die einzige Schildkrötenart, die wild in Deutschland vorkommt. Bis ins 17./18. Jahrhundert gehörte sie zum typischen Erscheinungsbild der Fauna in den Oberrheinischen Auenlandschaften. Bis – welch Überraschung! – der Mensch dafür sorgte, dass sie nun vom Aussterben bedroht sind.  Ab dem Mittelalter bis in die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts waren sie eine beliebte Speise, denn bei den frommen Katholiken galten sie als Fisch. Daher waren sie vor allem zur Fastenzeit auf vielen Speiseplänen und wurden munter zu „feinsten“ Speisen verarbeitet. Bei meiner Recherche fand ich ein Rezept aus dem „Neuesten Universal- oder Großen Kochbuch“ der Anna Dorn (Wien, 1827):

Man zergliedert drey überbrühte ausgelöste Schildkröten ganz klein, macht eine Einbrenn, gibt die Schildkröten hinein, dünstet sie ab und lässt sie, wenn man Petersilienwasser darüber gegossen hat, aufsieden, drückt Limoniensaft daran, thut Limonienschalen, Gewürz und Saffran dazu, und richtet die Suppe über gebähte Semmelschnitten an“ – vom Nachkochen möchte ich Ihnen allerdings dringend abraten.

Bei Ausgrabungen einer Latrinenanlage eines Mönchsklosters in Österreich fand man unfassbare Mengen an Schildkrötenknochen und -panzern, aber auch Fischreste und Biberknochen. Den Mönchen dieses Klosters war der Verzehr von „warmblütigen Tieren“ nicht erlaubt, wohl aber von Tieren des Wassers.

Foto: Dr. Michael Suntz

Hier in Deutschland war vor allem der Markt in Speyer bekannt für den Vertrieb der Delikatesse und von dort wurden die Tiere bis weit über die Region hinaus verkauft. Bis sie aus ihrer natürlichen Umgebung verschwanden.
Aber nicht nur der große Hunger des Menschen setzte den Beständen zu. Die Zerstörung ihrer Lebensräume durch z.B. Flussbegradigungen oder das Absenken des Grundwassers und die landwirtschaftliche Intensivierung sorgten dafür, dass es einzig in Brandenburg noch natürliche Vorkommen gibt. Hier bei uns oder auch anderen Regionen sind es zumeist ausgesetzte oder entlaufene Tiere. Oder durch Wiederansiedelungsprojekte des „NABU“, wie zum Beispiel in einem Altrheingebiet in Rheinland-Pfalz. 
Die Europäische Sumpfschildkröte ist das Reptil des Jahres 2015 und auf der „Roten Liste“ als vom Aussterben bedroht geführt. Auch die ganzen ausgesetzten, invasiven Nordamerikanischen Schmuckschildkröten machen ihnen das Überleben nicht einfacher. Diese breiten sich massiv aus und verteidigen ihr Revier mitunter sehr aggressiv. Zu unterscheiden sind sie durch die Färbung und Größe, denn die Europäische Sumpfschildkröte wird nur maximal 20cm groß. Zudem hat sie einen dunklen Körper mit gelben Punkten und einen verhältnismäßig langen Schwanz. Sie können bis zu 100 Jahre alt werden und ernähren sich in erster Linie von Würmern, Muscheln, manchmal auch kleinen Fischen und Fröschen. Wenn nichts anderes da ist oder bei hoher Wärme, fressen sie auch gerne mal Wasserpflanzen. Bemerkenswerterweise können sie nur im Wasser fressen, an Land können sie die Nahrung nicht schlucken. Falls ihnen mal etwas „durch Zufall“ in den Schlund gerät, müssen sie schnell ins Wasser eilen, um das ganze herunterschlucken zu können.
Männchen und Weibchen lassen sich anhand der Panzerform und der Augenfarbe unterscheiden. Weibchen haben gelbe Augen und Männchen rötlichbraune. Aber egal, ob Männchen oder Weibchen: in der Suppe haben sie nichts zu suchen! Und „aufsieden mit Limoniensaft“, um sie auf „gebähten Semmelschnitten“ darzureichen wollen wir sie auch nicht. Was bin ich froh, dass sich unsere Verhaltensweisen und Essgewohnheiten auch ändern können, finden Sie nicht auch? Erfreuen wir uns doch lieber an dem ein oder anderen Tier, das sich wieder in unserer schönen Heimat ansiedelt.
 

Stefanie Pietsch

 

Quellen:

Europäische Sumpfschildkröte | Startseite | LfU (brandenburg.de) /  Die Europäische Sumpfschildkröte – NABU Rheinland-Pfalz
Europäische Sumpfschildkröte – Emys orbicularis (Linnaeus, 1758) – Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (baden-wuerttemberg.de) / Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) – Deutschlands Natur (deutschlands-natur.de)
Als Schildkröten auf unserem Speiseplan standen – Essen & Trinken – derStandard.de › Lifestyle

 

Das Landkärtchen am Moosweiher

Landkärtchen Sommerform

Voriges Jahr verirrte sich ein hübscher Schmetterling in unseren Vorraum am Haus, den ich zuvor noch nie bewusst gesehen hatte. Schwarz und lustig marmoriert. Erst einmal musste der kleine Kerl für ein Fotoshooting herhalten und dann setzte ich ihn in meine Blumen vor dem Haus. Neugierig forschte ich nach, was das für ein Schmetterling sein könnte und fand ihn schnell: es war ein Landkärtchen (Araschnia levana). Benannt nach der hell geäderten Musterung auf der Flügelunterseite. Staunend las ich, dass ich die Sommerform gefunden hatte, die fast schwarz mit weißen Flecken ist. Und dass es auch eine Frühlingsform gibt, die komplett anders aussieht: orangebraun mit dunklen Flecken. Da ich so gerne fotografiere, sichtete ich meine ganzen Schmetterlingsfotos durch und wurde doch tatsächlich fündig! Ich hatte ihn zuvor nicht zuordnen können und nun hatte ich auch ein Foto von der Frühlingsform des Landkärtchens, dem Insekt des Jahres 2023.

Landkärtchen Frühlingsform

Wie kommt es, dass es diese zwei Formen gibt? Das ist wirklich erstaunlich, denn es steht im Zusammenhang mit der Tageslichtdauer und der Temperatur, der die Puppen ausgesetzt sind. Das wird im Fachjargon Saison-Dimorphismus genannt. Die Puppen sind im Winter Kälte und verkürztem Tageslicht ausgesetzt und daraus entwickeln sich die orangebraunen Landkärtchen. Sie schlüpfen im April und man kann sie bis in den Juni hinein beobachten. Sie geben den Sommerlandkärtchen die „Klinke“ in die Hand, die der Wärme und den langen Tagen ihr Aussehen verdanken und ab Juli schlüpfen.
Lustig sind auch die Eiertürmchen, die von den Weibchen unter Brennnesselblättern abgelegt werden. Das sieht dann ein bisschen aus wie das Turmspiel „Jenga“ in grün und winzig. Die Weibchen tasten zuvor lange die Blätter mit ihren Fühlern und dem Po ab, ob der Platz auch genehm ist.

Unterscheiden kann man Männchen und Weibchen anhand der Größe. Ich musste lachen, als ich im Internet bei Wikipedia folgende Beschreibung las: „ Die Weibchen sind in beiden Generationen größer als die jeweiligen Männchen, ihr Abdomen ist schwerer und ihr Thorax leichter. Außerdem haben die Weibchen auch rundlichere Vorderflügel“.  Na, das kommt mir doch irgendwie bekannt vor…
Linné beschrieb 1758 die beiden Formen als unterschiedliche Arten und erst 1829 wurde nachgewiesen, dass es sich hier um zwei Generationen einer Art handelt. Hier am Oberrheingraben wurde aufgrund der Wärme auch schon eine dritte Generation beobachtet, die im September aus den kleinen „Jenga“-Türmchen schlüpfte.

Ich freue mich auf jeden Fall jetzt immer, wenn ich eines dieser Landkärtchen, in welcher Form auch immer, entdecke. Und wieder ein besonderes Tierchen mehr, das mein Interesse geweckt hat. Ich hoffe, Ihres auch…

Stefanie Pietsch

 

Quellen:  Insekt des Jahres 2023: das Landkärtchen – NABU

   Deutschlands Natur (deutschlands-natur.de)

                Landkärtchen – Wikipedia

Siebenschläfer am Moosweiher

Diesmal möchte ich Ihnen von unseren kleinen „Kobolden“ im Dach berichten: den Siebenschläfern.

Jahrelang hörten wir es in unserem Flachdach, vor allem in den Abend- und Nachstunden, krabbeln, knabbern, poltern, kullern und wuseln. Wer oder was mochte das wohl sein? Marder oder vielleicht Mäuse? Auf jeden Fall waren die Tierchen sehr laut. Sie rannten durch die komplette Decke von einer Ecke des Hauses in die andere, man hörte Nüsse kullern, dann wieder nagen. Manchmal war es wieder wochenlang mucksmäuschenstill. Im Sommer feierten die mysteriösen „Untermieter“ Nüsschen-Partys, im Winter war es etwas ruhiger.

Nun machte ich mich gleich mal schlau. Meine erste Reaktion war eine große Erleichterung, denn Marder richten ja große Schäden an und Mäuse will auch keiner. Allerdings musste ich dabei erfahren, dass auch Siebenschläfer einen starken Nagetrieb haben und sich auch schonmal durch das Dach oder die Dämmung nagen. Belustigt über die Vorstellung, dass wir auf dem Sofa sitzen und plötzlich bricht Familie Siebenschläfer mitsamt herabprasselnden Nüssen und Eicheln auf uns hernieder, konnten wir nicht anders, als die kleinen Kobolde nun als unsere Dachbewohner zu tolerieren.

Ihren Namen erhielten Siebenschläfer (Glis glis), auch Bilche oder Schlafmäuse genannt, aufgrund ihres langen Winterschlafes von etwa sieben Monaten, der aber meist etwas länger dauert. Sie bewohnen Baumhöhlen in Laubwäldern, suchen sich Nisthäuser in Gärten, oder (wie in unserem Fall) gemütliche Dachzwischenräume. Bevorzugt mit Dämmung zum Bettchen bauen. Sie sind nachtaktiv und können einen solchen Lärm machen, dass so mancher  schon dachte, er hätte Einbrecher im Haus.
Im Herbst futtern sie sich einen Winterspeck an und benötigen dafür fettreiche Nüsse, Bucheckern und Samen, im Sommer lieben sie Knospen und Früchte, aber auch das ein oder andere Insekt oder Vogelei wird vertilgt.
Sie sind exzellente Kletterkünstler und durch ein feuchtes Sekret an ihren kleinen Pfoten, können sie problemlos glatte Wände hochklettern. Den puscheligen langen Schwanz benötigen sie zum Gleichgewicht halten beim Klettern und springen. Sie können ihn aber auch bei Gefahr abwerfen. Die Schwanzhaut mit Fell wird dabei an einer Sollbruchstelle abgeworfen, die Schwanzwirbel bleiben übrig. Nach einer Weile wächst der Schwanz wieder nach und es ist nichts mehr zu sehen, außer dass er ein bisschen kürzer ist.
Siebenschläfer sind Einzelgänger und stark territorial. Sie leben manchmal in kleinen Familienverbänden, die dann allerdings aus Mutter und ihrem Nachwuchs beste

hen. Sie verteidigen ihr Revier lautstark und vehement. Unser Dach haben sie also für gut befunden und bewohnen es nun schon seit mehreren Generationen. Als Dankeschön legen sie uns hin und wieder eine kleine, angefressene Nuss auf die Fensterbank, über die wir uns immer sehr freuen.

Stefanie Pietsch

Die Spitzmaus

Für viele sind Mäuse ein Graus. Da werden vermutlich auch keine Unterschiede gemacht und alle Mausähnlichen über einen Kamm geschoren bzw. den Nagezahn. Dabei wissen auch unsere Mäusejäger Nr. 1, die Katzen, dass es eine ganz besondere „Mausgattung“ gibt. Sie schmeckt nicht, riecht komisch und hat einen seltsamen Rüssel. Es ist die Spitzmaus, die mit den herkömmlichen Nagetieren nichts gemein hat.  Auf meinen Fotos sehen Sie eine Hausspitzmaus (Crocidura russula). Maus und Spitzmaus sind nicht einmal miteinander verwandt, denn Spitzmäuse gehören zu den Insektenfressern und sind daher nah verwandt mit Igel und Maulwurf. Schon in den 40er Jahren wollte die „Deutsche Gesellschaft für Säugetierkunde“ das Image der sehr nützlichen Spitzmaus verbessern und sie in die zoologisch schlüssigere und auch ältere Bezeichnung „Spitzer“ umbenennen. Dies wurde  allerdings von Adolf Hitler höchstselbst verhindert. Die Androhung eines „längeren Aufenthaltes in Baubataillonen an der russischen Front“ zeigte seine Wirkung und somit berichte ich auch heute noch von der Spitzmaus und nicht vom Spitzer. Schade, Spitzer klänge auch lustig.

Die Spitzmäuse sind drollige, sechs bis maximal zehn Zentimeter kleine Tierchen, die zumeist als Einzelgänger unterwegs sind. Auch sind sie stark territorial und markieren ihr Revier mit einem unangenehm riechenden Sekret. Auch mein kleiner Besuch im Eimer hat definitiv nicht nach Rosenblüten geduftet. Diesen hatte er sich übrigens selbst ausgesucht. Der kleine Kerl lebt bei mir im Bananenstauden-Beet, und die Eimer dienen dem Winterschutz der Pflanzen. Schnell ein Fotoshooting mit ihm oder ihr gemacht und dann wieder ab in die Freiheit! Mein Garten scheint perfekt, da er sehr naturbelassen ist. Sie lieben Laub-, Stein- und Asthaufen. Dort bringt die Spitzmaus-Mama mehrmals im Jahr bis zu zehn nackte kleine Babys zur Welt, die schon nach drei Wochen selbstständig werden und sich ein eigenes Territorium suchen. Zuvor werden sie aber sehr fürsorglich von Mama versorgt. Bei Gefahr trägt sie die ganz kleinen im Genick, so wie Katzen es machen. Sind sie schon etwas älter und mobil, formiert sie alle zu einer Spitzmaus-Karawane: jeder packt den Vordermann mit dem Mäulchen am Hinterteil, allen voran die Mutter und los geht’s im Gänsemarsch. Oder wohl eher im Spitzmausmarsch. So geht keines unterwegs verloren.

Leider werden sie meist nicht älter als ein Jahr. Falls doch, droht ihnen der Hungertod, denn die Zähnchen wachsen nicht nach wie beim Nager und sie verhungern dann kläglich. Apropos verhungern: die kleinen Gesellen haben einen ordentlichen Appetit. Sie müssen täglich das doppelte ihres Eigengewichtes vertilgen, da sie permanent wie auf Speed sind und die Energie gleich wieder verbrennen. Nicht umsonst werden sie von Zoologen „Mägen mit Zähnen“ genannt. Ein Traum für jeden Menschen: essen so viel man will, ohne Folgen auf der Waage. Zumindest mir würde das gefallen.

Aber für Spitzmäuse ist das natürlich permanenter Stress, immer auf der Suche nach Insekten, Würmern, Asseln und Spinnentieren zu sein. Das dürfte auch ein Grund ihres frühen Ablebens sein. Aber immerhin gibt es spitzmausähnliche Säugetiere seit dem Eozän – sie sind also womöglich noch den letzten Dinosauriern um die Beine gewuselt.

Und zum Abschluss habe ich noch einen kuriosen Zusammenhang zwischen der Spitzmaus und der Osteoporose-Forschung für Sie!

Man hat vor nicht allzu langer Zeit herausgefunden, dass Spitzmäuse, die keinen Winterschlaf halten, eine andere Strategie entwickelt haben um gut durch den Winter zu kommen. Futter ist knapp, sie finden nicht genug zum überleben und so schrumpfen sie ihren Körper im Winter um 20 Prozent! Und nicht nur das Gewebe, sondern auch die Knochen. Und als wäre das nicht schon ein kleines Wunder: dieser Zustand ist reversibel, im Frühjahr wächst alles wieder nach. Dass dies natürlich die für die Medizin von Interesse ist, liegt auf der Hand.

Nun, vielleicht habe ich Sie mit meiner Begeisterung für die kleinen Pelztierchen anstecken können und Ihren Blick geschärft für alles, was da so kreucht und fleucht bzw. nagt und knabbert…

Stefanie Pietsch

Quellen: Zwei Balinger NABU-Experten erklären, was die Spitzmaus mit Osteoporose zu tun hat (zak.de), Spitzmaus – BUND Hessen (bund-hessen.de), Spitzmäuse – Wikipedia


Ein Beitrag in den LW-Nachrichten, Ausgabe 500 (April/Mai 2023)

Der Turmfalke


Der Turmfalke (Falco tinnunculus) ist der bei uns am häufigsten vorkommende Falke und wir können ihn sowohl in der Stadt als auch auf dem Land sehr häufig beobachten. Oder bei mir im Garten am Moosweiher. Neulich hat er sich einen arglosen Spatz geholt. Schwupp – weg war er!

Oftmals sitzt er auf einem Aussichtsplatz oder man kann ihn bei seinem berühmten „Rüttelflug“ beobachten. Dabei flattert er auf der Stelle in einer Höhe von etwa 10 bis 20 Metern und nutzt dies zur Beutesuche. Hat er ein Beutetier entdeckt (bevorzugt Mäuse und kleinere Vögel, wie in meinem Fall), stürzt er auf den Boden zu, schnappt sich das Tier und fliegt damit an einen ruhigen Ort zum verspeisen. Aber auch Regenwürmer und Insekten verschmäht er nicht.

Schon Mitte des 18. Jahrhunderts schrieb der französische Naturforscher Georges-Louis Leclerc de Buffon: „Der Kirchenfalk ist ein ziemlich ansehnlicher Vogel mit lebhaften Augen. In seiner Lebensart bezeigt er viel Emsigkeit und Muth!“.

Im Reichsvogelschutzgesetz vom 22. März 1888 wurde als einziger Greifvogel der als Mäusejäger sehr geschätzte Turmfalke unter Schutz gestellt. Und die Römer nutzen ihn, wie Brieftauben, als Boten. Während der römischen Bürgerkriege überwand der in der Stadt Mutina eingeschlossene Decimus Brutus durch Briefbotenfalken die Nachrichtensperre und konnte daraufhin durch Kaiser Augustus befreit werden.

Aristoteles kam einst zu der Erkenntnis, dass Turmfalken von allen Greifvögeln am fruchtbarsten seien und berichtete darüber in seinem „Historia Animalium“, der „Geschichte der Tiere“. Und in der Tat: die meisten Greifvögel legen 2-4 Eier, unser Turmfalke legt bis zu sieben Eier! Als Nistmöglichkeiten nutzen sie gerne ausgediente Krähennester oder sehr gerne Mauernischen, Kirchtürme und Löcher in Gebäuden. Dort ziehen die Eltern gemeinsam die Jungen groß und achten sehr auf gerechte Verteilung des Futters.

Wie alle Falken sind die Nestlinge untereinander selten aggressiv und warten brav, bis sie an der Reihe sind. Nach etwa vier Wochen ist das Federkleid soweit vollständig, dass die Kleinen das Nest verlassen können.

Lustig und erwähnenswert finde ich zum Abschluss noch die Beschreibung von Aelian, einem Schriftsteller des 2./3. Jhd.n.Chr., der in seinen Schriften „Eigenheiten der Tiere“ von heftigem Liebeskummer berichtet: „Wenn das Weibchen seinen Gatten einmal unversehens verlässt, ist das Männchen todunglücklich und jammert, und es gleicht dabei aufs Haar einem unglücklich liebenden Menschen“.

Auch eine für die Humanmedizin bemerkenswerte Beobachtung hatte er zu berichten: „Wenn des Falken Sehkraft nachlasse, pflücke er wilden Salat, drücke ihn über seinen Augen aus und gewinne auf diese Weise seine Sehkraft zurück“.

Man wird mich in nächster Zeit wohl öfter wilden Salat suchen sehen…

Stefanie Pietsch

Quellen: Der Turmfalke: Historische Betrachtungen, NABU / Turmfalke – Wikipedia, Turmfalke – Steckbrief, Größe, Lebensraum, Brutzeit, Bilder, Referat (brodowski-fotografie.de)

(Übernommen aus Landwasser-Nachrichten Febr/März 2023, Ausgabe 499)


Ein Beitrag aus unserer Serie zum Moosweier, siehe www.buergerverein-landwasser.de/moosweiher-blog  .

Die Blindschleiche


Die meisten werden sie schon irgendwo in Feld, Wald oder Wiese entdeckt haben. Bei vielen lösen sie Ekel aus, einige halten sie für eine Schlange und wiederum andere freuen sich über die gar nicht blinde Blindschleiche (Anguis fragilis). So wie ich. Wir teilen mit ihr unseren Garten, ab und an verirrt sich auch mal eine in unseren Keller. Gartenbesitzer können sich freuen, wenn sie Blindschleichen als Mitbewohner haben: sie fressen besonders gerne Nacktschnecken, aber auch Insekten, Würmer und Asseln.

Leider werden sie häufig Opfer von Rasenmähern und Hauskatzen, oder werden überfahren. Auch Raubvögel, Füchse und Dachse verspeisen sie sehr gerne.Aber warum wird die Blindschleiche eigentlich Blindschleiche genannt, obwohl sie doch gar nicht blind ist? Und warum heißt sie mit wissenschaftlichem Namen „Anguis fragilis“ (zerbrechliche Schlange)? Dabei ist sie doch gar keine Schlange, sondern eine beinlose Echse.

Der irreführende Begriff „Blind“ kommt von dem althochdeutschen Wort „Plint“ für blendend bzw. „Plintslicho“ (blendender Schleicher) und bezieht sich auf den metallenen Glanz des Schuppenkörpers. Der „Hartwurm“, wie die Blindschleiche früher auch genannt wurde, sieht nur auf den ersten Blick so aus wie eine Schlange. Sie bewegt sich recht steif, anders als die sehr beweglichen Schlangen. Das kommt daher, da das Knochengerüst aus vielen kleinen, starren Knochenplättchen besteht. Auch haben sie bewegliche Augenlider, die sie auch schließen können. Sie müssen ihr Maul öffnen zum züngeln, Schlangen wiederum haben eine kleine Lücke in der Oberlippe.

Das Reptil des Jahres 2017 ist eilebendgebährend („ovovivipar“). Das bedeutet, dass die dotterreichen Eier im Mutterleib ausgebrütet werden. Nach etwa 11-14 Wochen schlüpfen die Jungtiere (meist 8-12 Stück) im Körper der Mutter und kommen mit einer dünnen Eihülle auf die Welt. In unserem Bananenstaudenbeet habe ich schon oft Nester mit Jungen gefunden, bei der Gartenarbeit muss ich immer sehr aufpassen.

Blindschleichen gelten nicht als gefährdet, stehen aber dennoch unter Natur- und Artenschutz und dürfen nicht gefangen oder gejagt werden. In Gefangenschaft können sie bis zu 50 Jahre alt werden, freilebende Tiere erreichen dieses Alter eher selten, aufgrund der vielen Fressfeinde und Unfallgefahren, denen sie zum Opfer fallen.

Einen Tipp will ich noch als Abschluss meines Blindschleichen-Reports geben: Falls Sie einem Tier über die Straße helfen oder es aus einer anderen misslichen Lage retten wollen,  greifen Sie sie nicht am hinteren Ende des Körpers. Blindschleichen werfen bei Gefahr einen Teil ihres Schwanzes ab. Möglich ist das durch „Sollbruchstellen“ in den Schwanzwirbeln. Der Schwanz wächst dann aber nicht nach, es bildet sich ein Stumpf.

Ich hoffe, Sie freuen sich in Zukunft auch über den „blendenden Schleicher“, wenn Sie ihm begegnen und helfen ihm über die Straße. Möglicherweise zieht er als Dankeschön auch in Ihrem Garten ein.

Stefanie Pietsch

Quellen:  Artenporträt Blindschleiche – NABU


Ein Beitrag aus unserer Serie zum Moosweier, siehe www.buergerverein-landwasser.de/moosweiher-blog  .

„Hermännchen“ am Moosweiher


Mit freundlicher Genehmigung des Fotografen Hartmut Mletzko

Im vorigen Sommer schaute schon einmal ein klitzekleines Tierchen zur Gartentür herein und wir rätselten erstaunt, was das denn jetzt schon wieder war! Es war keine Maus, kein Siebenschläfer und kein Hörnchen. Winzig klein, dunkles Oberfell mit einem weißen Latz. Mit diesen Angaben fanden wir heraus, dass es ein Mauswiesel gewesen sein musste. Das Entzücken war groß! Es war noch größer, als es sich diesen Herbst gleich mehrmals vor unserer Gartentür zeigte, einmal gelang mir ein (leider schlechtes) Foto. Und sogleich forschte ich nach, was ich über das mausgroße Kerlchen herausfinden konnte.

Das Mauswiesel (Mustela nivalis) gehört zur Familie der Marder und ist mit 11 bis 26cm das kleinste Raubtier der Welt. Die Größe schwankt je nach Verbreitungsgebiet, zudem sind Weibchen auch viel kleiner als Männchen. Es ist mit dem Hermelin die zweite Wieselart in Mitteleuropa, die beiden sind aber gut voneinander zu unterscheiden. Das Hermelin ist deutlich größer, hat ein längeres Schwänzchen mit einer dunklen Spitze und auch durch die Fellzeichnung kann man sie gut unterscheiden. Auch kommt es hier in Mitteleuropa selten vor, dass Mauswiesel, wie das Hermelin, die sonst braune Fellfarbe zur besseren Tarnung im Winter in eine weiße wechseln. So sehr die Größe und das niedliche, otterähnliche Aussehen entzücken, so überrascht ist man doch darüber, was für ein kleiner Räuber er mit seinen rasiermesserscharfen Zähnchen ist. Das „Hermännchen“, wie es im Volksmund genannt wird, frisst in der Hauptsache seine Leib- und Magenspeise Mäuse. Und davon reichlich. Aber auch vor Vögeln, Eidechsen und Insekten macht es nicht Halt. Selbstbewusst erlegt es sogar Ratten und junge Kaninchen mit einem gezielten Biss ins Genick. Was für ein gesunder Appetit! Das Hermännchen hat aber auch einen hohen Energiebedarf und ist bei Tag und bei Nacht unterwegs. Dabei nutzt es meist die langen Mäusegänge als „Autobahn“.

Stefanie Pietsch mit freundlicher Genehmigung des Hermännchens

Wie man sich vorstellen kann, ist die Freude einer unterirdischen Begegnung recht einseitig. Gerne nutzen sie die anschließend verlassenen Mäusebauten als eigene Behausung, aber auch Holz- und Steinhaufen werden von ihnen gerne aufgesucht. Vor allem für die Aufzucht ihrer Jungen brauchen sie einen trockenen und geschützten Ort. Meist einmal im Jahr, bei gutem Nahrungsangebot aber auch ein zweites Mal, wirft das Weibchen fünf bis zehn Junge. Die kleinen Winzlinge bleiben etwa zwei Monate bei der Mutter und können mit drei Monaten schon selbst eigene Familien gründen. In freier Wildbahn werden sie oftmals nicht älter als ein Jahr. Zu ihren Feinden gehören Greifvögel, Füchse, aber auch ihre nahen Verwandten Hermeline. In Gefangenschaft können sie sogar neun Jahre alt werden. Wie Sie sich vorstellen können ist das Tier des Jahres 2013 bei uns Menschen ein gern gesehener Gast! Die angenagten Gummilitzen und Kabel im Auto gehen auf das Konto vom großen Onkel Steinmarder. Zudem erlegt es unzählige Mäuse am Tag und auch die ein oder andere unliebsame Ratte. Doch das war nicht immer so: vor allem zur Zeit der Hexenverfolgung galten sie als untrügerisches Anzeichen für Dämonen und bösen Einfluss. Das laute Fauchen deutete auf dämonische „Vergiftung“ hin und ihre Anwesenheit als böser Hausgeist auf einen Nachweis für Hexerei. Na, dann nehmen Sie sich mal lieber vor uns Moosweiher-Bewohnern in Acht!

Stefanie Pietsch

Quellen: Das Mauswiesel (Mustela nivalis), buntewiese-stuttgart.de / Mauswiesel – Wikipedia

(übernommen aus Landwasser-Nachrichten Dez. 2022/Jan.2023, Ausgabe 498)


Ein Beitrag aus unserer Serie zum Moosweier, siehe www.buergerverein-landwasser.de/moosweiher-blog  .