Der Turmfalke (Falco tinnunculus) ist der bei uns am häufigsten vorkommende Falke und wir können ihn sowohl in der Stadt als auch auf dem Land sehr häufig beobachten. Oder bei mir im Garten am Moosweiher. Neulich hat er sich einen arglosen Spatz geholt. Schwupp – weg war er!
Oftmals sitzt er auf einem Aussichtsplatz oder man kann ihn bei seinem berühmten „Rüttelflug“ beobachten. Dabei flattert er auf der Stelle in einer Höhe von etwa 10 bis 20 Metern und nutzt dies zur Beutesuche. Hat er ein Beutetier entdeckt (bevorzugt Mäuse und kleinere Vögel, wie in meinem Fall), stürzt er auf den Boden zu, schnappt sich das Tier und fliegt damit an einen ruhigen Ort zum verspeisen. Aber auch Regenwürmer und Insekten verschmäht er nicht.
Schon Mitte des 18. Jahrhunderts schrieb der französische Naturforscher Georges-Louis Leclerc de Buffon: „Der Kirchenfalk ist ein ziemlich ansehnlicher Vogel mit lebhaften Augen. In seiner Lebensart bezeigt er viel Emsigkeit und Muth!“.
Im Reichsvogelschutzgesetz vom 22. März 1888 wurde als einziger Greifvogel der als Mäusejäger sehr geschätzte Turmfalke unter Schutz gestellt. Und die Römer nutzen ihn, wie Brieftauben, als Boten. Während der römischen Bürgerkriege überwand der in der Stadt Mutina eingeschlossene Decimus Brutus durch Briefbotenfalken die Nachrichtensperre und konnte daraufhin durch Kaiser Augustus befreit werden.
Aristoteles kam einst zu der Erkenntnis, dass Turmfalken von allen Greifvögeln am fruchtbarsten seien und berichtete darüber in seinem „Historia Animalium“, der „Geschichte der Tiere“. Und in der Tat: die meisten Greifvögel legen 2-4 Eier, unser Turmfalke legt bis zu sieben Eier! Als Nistmöglichkeiten nutzen sie gerne ausgediente Krähennester oder sehr gerne Mauernischen, Kirchtürme und Löcher in Gebäuden. Dort ziehen die Eltern gemeinsam die Jungen groß und achten sehr auf gerechte Verteilung des Futters.
Wie alle Falken sind die Nestlinge untereinander selten aggressiv und warten brav, bis sie an der Reihe sind. Nach etwa vier Wochen ist das Federkleid soweit vollständig, dass die Kleinen das Nest verlassen können.
Lustig und erwähnenswert finde ich zum Abschluss noch die Beschreibung von Aelian, einem Schriftsteller des 2./3. Jhd.n.Chr., der in seinen Schriften „Eigenheiten der Tiere“ von heftigem Liebeskummer berichtet: „Wenn das Weibchen seinen Gatten einmal unversehens verlässt, ist das Männchen todunglücklich und jammert, und es gleicht dabei aufs Haar einem unglücklich liebenden Menschen“.
Auch eine für die Humanmedizin bemerkenswerte Beobachtung hatte er zu berichten: „Wenn des Falken Sehkraft nachlasse, pflücke er wilden Salat, drücke ihn über seinen Augen aus und gewinne auf diese Weise seine Sehkraft zurück“.
Man wird mich in nächster Zeit wohl öfter wilden Salat suchen sehen…
Stefanie Pietsch
Quellen: Der Turmfalke: Historische Betrachtungen, NABU / Turmfalke – Wikipedia, Turmfalke – Steckbrief, Größe, Lebensraum, Brutzeit, Bilder, Referat (brodowski-fotografie.de)
(Übernommen aus Landwasser-Nachrichten Febr/März 2023, Ausgabe 499)
Ein Beitrag aus unserer Serie zum Moosweier, siehe www.buergerverein-landwasser.de/moosweiher-blog .